Großbritannien macht Weg frei für neues Atomkraftwerk
London (dpa) - Nach jahrelanger Debatte hat die britische Regierung dem Bau des umstrittenen Atomkraftwerks Hinkley Point zugestimmt. Die neue Regierung von Premierministerin Theresa May gab grünes Licht für den Deal mit dem französischen Energiekonzern EDF.
Allerdings gebe es mehrere Bedingungen, teilte die Regierung am Donnerstag mit.
So soll EDF seine Kontrollbeteiligung an dem Kraftwerk vor der Fertigstellung nicht ohne Zustimmung der Regierung verkaufen können. Auch nach Aufnahme des Betriebs soll Großbritannien im Falle eines Verkaufs des EDF-Anteils an der Anlage eingreifen können.
Paris begrüßte die Entscheidung als eine gute Nachricht für die französische Nuklearindustrie. „Diese Bestätigung ist ein bedeutender Schritt in der französisch-britischen Industrie- und Energie-Zusammenarbeit“, sagte Wirtschafts- und Finanzminister Michel Sapin.
Kritisch äußerte sich die Umweltschutzorganisation Greenpeace. „Am Ende hat sich nicht energiewirtschaftliche Vernunft durchgesetzt, sondern die Interessen der Atomlobby und der beteiligten Investoren“, meinte Sönke Tangermann von Greenpeace Energy. Die Investoren aus Frankreich und China hätten mächtig Druck gemacht.
Noch Ende Juli hatten die Briten das Geschäft überraschend verschoben, nachdem sich der EDF-Verwaltungsrat bereits für die umstrittene Investition ausgesprochen hatte. Der britische Energieminister Greg Clark hatte angekündigt, alle Bestandteile des Projekts sorgfältig zu prüfen und im Frühherbst eine Entscheidung zu treffen. Das sorgte für erhebliche politische Spannungen auf beiden Seiten des Ärmelkanals.
Das Projekt mit zwei Reaktoren vom Typ EPR (Europäischer Druckwasserreaktor) an der Westküste Englands soll nach früheren Angaben rund 21,5 Milliarden Euro kosten, rund ein Drittel soll der chinesische Partner China Nuclear Power Corporation (CGN) schultern. Im März war der EDF-Finanzchef Thomas Piquemal zurückgetreten, weil er Zweifel hatte, ob EDF die Milliardeninvestition stemmen kann.
EDF ist zu mehr als 80 Prozent im Besitz des französischen Staates. Der Konzern musste im vergangenen Jahr deutliche Gewinneinbußen hinnehmen und will bis 2018 fünf Prozent seiner Arbeitsplätze in Frankreich abbauen. Gewerkschaften hatten daraufhin gefordert, den teuren Neubau in England zu stoppen.