Gründerstimmung vorbei: So wenige neue Firmen wie nie
Wiesbaden (dpa) - In Deutschland gründen immer weniger Menschen einen eigene Firma. Das liegt auch am robusten Arbeitsmarkt: Denn es gibt gute Möglichkeiten, eine abhängige Beschäftigung zu finden.
Und es wird schwieriger, gute Mitarbeiter zu rekrutieren.
Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, wurden 2012 rund 134 000 Betriebe neu gegründet, deren Rechtsform und Beschäftigtenzahl auf eine größere wirtschaftliche Bedeutung schließen lasse. Das seien 7,0 Prozent weniger als 2011 und so wenige wie noch nie seit Beginn der Erhebung 1996, sagte eine Statistikerin. Gleichzeitig mussten 122 000 größere Betriebe ihr Gewerbe aufgegeben.
Die Zahl gegründeter Kleinunternehmen - das sind Betriebe ohne Angestellte und ohne Eintrag ins Handelsregister - ging ebenfalls auf das niedrigste Niveau seit dem Start dieser Berechnungen 2003 zurück: Im vergangenen Jahr fiel sie gegenüber dem Vorjahr um 17,0 Prozent auf rund 243 000 - während 292 000 Kleinstunternehmer ihr Geschäft aufgaben. Nahezu unverändert entwickelten sich die Gründungen von Nebenerwerbsbetrieben (rund 241 000, minus 0,2 Prozent).
Nach einer am Montag von der Förderbank KfW veröffentlichen Erhebung wirkt sich die schwache Entwicklung bei den Firmengründungen auch auf die Beschäftigung aus. So seien 2012 durch Neugründungen 383 000 Vollzeitstellen geschaffen worden, davon 171 000 für angestellte Mitarbeiter. Das waren 15 Prozent weniger und so wenige wie nie seit Beginn der KfW-Zeitreihe 2005. Dass sich 2012 so wenige Menschen wie nie zuvor in Deutschland selbstständig machten, begründeten die Statistiker auch mit dem derzeit robusten Arbeitsmarkt und der hohen Beschäftigung.
Nach früheren Angaben der KfW spielt zudem eine Rolle, dass zuvor arbeitslose Unternehmensgründer seit Ende 2011 nicht mehr automatisch auf Antrag einen Zuschuss der Bundesagentur für Arbeit bekämen. „Früher hatten Gründer aus der Arbeitslosigkeit heraus darauf einen Rechtsanspruch, jetzt ist es eine Ermessensleistung der Arbeitsagentur“, hatte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner erklärt. Dabei gehe es um Zuschüsse von anfangs monatlich 300 Euro. Die schwache Konjunkturentwicklung 2012 erhöhe zudem die Wahrscheinlichkeit, mit einem jungen Unternehmen zu scheitern.
Zeuner erwartet auch im laufenden Jahr keinen Gründungsboom in Deutschland: „Sollte sich der Arbeitsmarkt jedoch wider Erwarten nicht so stabil zeigen wie vorhergesagt, könnte dies die Gründungstätigkeit etwas beleben.“