Grüne Woche eröffnet
Berlin (dpa) - Mit ihren Kaufentscheidungen haben es die Kunden aus Sicht von Bundeslandwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich (CSU) in der Hand, dass mehr Bio-Lebensmittel in die Läden kommen.
„Der Verbraucher bestimmt am Ende, was produziert wird“, sagte Friedrich am Donnerstag in Berlin. „Man muss nur bereit sein, dafür auch den entsprechenden Preis zu bezahlen.“ Er sei überzeugt, dass Öko-Produkte noch günstiger würden. Insgesamt müssten sich Verbraucher wegen der starken globalen Nachfrage aber auf höhere Nahrungspreise einstellen. Friedrich erröffnete am Abend offiziell die Agrarmesse Grüne Woche. Zum Start der weltgrößten Branchenschau an diesem Freitag wird scharfe Kritik an der Massentierhaltung laut.
„Es ist zu erwarten, dass die weltweit steigende Nachfrage, insbesondere aus den aufstrebenden Regionen Asiens, sich auf die Lebensmittelpreise auswirkt“, sagte Friedrich der dpa. Bei der Auftaktfeier sagte er, die Produktion von Lebensmitteln müsse deutlich gesteigert werden, um die Ernährung der wachsenden Weltbewölkerung zu sichern. Mit Blick auf die europäische Agrarpolitik wandte er sich gegen Stillegungen von Anbauflächen. Es gebe auch eine moralische Verpflichtung, Lebensmittel herzustellen.
Bei der weltgrößten Agrarmesse präsentieren sich 1650 Aussteller aus 70 Ländern. Die Messehallen unter dem Berliner Funkturm öffnen am Freitagmorgen für die Besucher. Partnerland ist diesmal Estland.
Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte: „Die Zeit ist vorbei, in der Lebensmittel die Inflationsbremse per se waren.“ Die Nahrungspreise würden aber auch „nicht durch die Decke gehen“. Zum Beispiel beim Preis von Backwaren hätten die Agrarrohstoffe nur einen Anteil von wenigen Prozent.
Im vergangenen Jahr verteuerten sich Lebensmittel in Deutschland laut Statistischem Bundesamt um 4,4 Prozent im Vergleich zu 2012 - das war deutlich stärker als der Anstieg der allgemeinen Verbraucherpreise um 1,5 Prozent. Besonders drastisch fielen Steigerungen bei Kartoffeln (plus 28,7 Prozent), Äpfeln (+14,9 Prozent) oder Butter (+16,1 Prozent) aus, wie die Behörde am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte.
Ein Bündnis aus Umweltorganisationen, Öko- und Kleinbauernverbände prangerte Missstände in der Nutztierhaltung an: „Wir müssen weg von der Hochleistungszucht, wo Masthühner nicht mehr laufen können und Turbo-Kühe leistungsbedingt krank werden und früh sterben.“
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) rief die Branche auf, die Verantwortung für eine gesunde und saubere Nahrungsproduktion ernst zu nehmen. „Es ist gut, wenn Verbraucher heute beim Einkauf auch an die Bedingungen denken, unter denen Tiere gehalten werden.“ Friedrich wandte sich gegen Pauschalkritik: „Es kommt nicht darauf an, wie viele Tiere in einem Stall stehen, sondern wie es dem einzelnen Tier geht und welche Bedingungen es hat.“
Bis 26. Januar präsentieren sich in den Hallen unter dem Funkturm 1650 Aussteller aus Landwirtschaft, Ernährungsindustrie und Gartenbau - so viele wie seit 15 Jahren nicht.
Die Branche geht zuversichtlich in ihren Jahresauftakt. Gute Ernten und gestiegene Einkommen ließen das Konjunkturbarometer des Deutschen Bauernverbands auf den höchsten Wert seit drei Jahren steigen. Der Export von Lebensmitteln und Agrarprodukten aus Deutschland erreichte im vergangenen Jahr den Rekordwert von 71,3 Milliarden Euro, wie die Ausfuhragentur Gefa mitteilte.
EU-Landwirtschaftskommissar Dacian Ciolos sprach sich für ein vollständiges Ende der Subventionen für europäische Agrarexporte nach Afrika aus. „Ich bin bereit, ein für alle Mal auf die Erstattung für Ausfuhren in diese Entwicklungsländer ganz zu verzichten - selbst in Krisenzeiten, wenn dieses Instrument noch angewendet werden könnte“, sagte Ciolos bei der Eröffnungsfeier. Kritiker warnen, dass Agrarexporte die eigene Produktion in Entwicklungsländern beeinträchtigen.
Der Kommissar kündigte zudem an, in den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit den USA die EU-Lebensmittelstandards zu verteidigen. Zudem will er die weltweite Werbung für europäische Produkte deutlich ausbauen.