Gute Konjunktur drückt Winter-Arbeitslosigkeit
Nürnberg (dpa) - Ein frostiger Winter ist nicht gerade eine Jobmaschine. Ruhende Baustellen zwingen noch immer viele Beschäftigte zum Gang zur Arbeitsagentur. Dieses Jahr scheint die Winterarbeitslosigkeit aber geringer auszufallen - dank der verbesserten Konjunktur.
Die leichte Konjunkturbelebung hat nach Einschätzung von Volkswirten zum Jahresbeginn die Winterarbeitslosigkeit deutlich abgemildert. Statt der sonst üblichen 300 000 bis 330 000 sei die Zahl der Erwerbslosen im Januar lediglich um rund 270 000 auf 3,035 Millionen gestiegen, berichteten Konjunkturforscher und Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Sie berufen sich dabei auf eigene Berechnungen.
Damit wären erstmals seit März 2014 wieder mehr als drei Millionen Menschen ohne Arbeit. Dies wären rund 100 000 weniger als vor einem Jahr, geben die Fachleute zu bedenken. Die offiziellen Arbeitslosenzahlen will die Bundesagentur für Arbeit an diesem Donnerstag (29. Januar) in Nürnberg veröffentlichen
Ohne die zum Jahresbeginn in Kraft getretene Mindestlohnregelung wäre die Winterarbeitslosigkeit im Januar aber wahrscheinlich noch niedriger gewesen, betonten die meisten Ökonomen. „Der Mindestlohn hat die Entwicklung im Januar sicher etwas gedämpft“, ist etwa der Arbeitsmarktexperte des Münchner Ifo-Instituts, Steffen Henzel, überzeugt.
Bisher dürften allerdings hauptsächlich bislang niedrig vergütete Mini-Jobs davon betroffen sein, glaubt er. Bereits im Herbst habe sich ein erster leichter Rückgang bei den Mini-Jobs angedeutet. Dieser Trend dürfte sich im Laufe des Jahres verstärken.
Auch Commerzbank-Volkswirt Achim Tuchtfeld geht davon aus, dass „der Mindestlohn Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen wird. Es scheint in manchen Betrieben schon scharf gerechnet zu werden“, hat Tuchtfeld bei Gesprächen mit Unternehmern festgestellt.
Heiko Peters von der Deutschen Bank rechnet dagegen erst zur Jahresmitte mit spürbaren Auswirkungen des am 1. Januar eingeführten Mindestlohns von 8,50 Euro. Bis dahin rechne er weiterhin mit einem Rückgang der Arbeitslosenzahlen, danach dürften sie stagnieren oder sogar leicht steigen.
Wegen des niedrigen Ölpreises und dem schwachen Euro, von dem vor allem die exportorientierten Unternehmen profitieren dürften, erwarten die meisten Volkswirte für das Jahr 2015 einen etwas stärkeren konjunkturellen Schub. „Das wirkt ja alles wie ein kleines Konjunkturprogramm“, sagt Tuchtfeld. Davon dürfte auch der Arbeitsmarkt profitieren.
Für das Gesamtjahr zeigen sich einige Ökonomen deutlich optimistisch als die Bundesagentur für Arbeit. Einige Volkswirte rechnen im Jahresschnitt mit rund als 2,82 Millionen Arbeitslosen. Dies wären knapp 80 000 weniger Jobsucher als im Jahr 2014. Einige Ökonomen gehen sogar von einem noch stärkeren Rückgang aus. Die Bundesagentur geht dagegen weiter von 2,881 Millionen Erwerbslosen aus - das wären nur 20 000 weniger als im Jahresschnitt 2014.