Gute Konjunktur hebt Reiselaune

Hamburg (dpa) - Reisen statt Sparen: Die Deutschen sind angesichts der robusten Konjunktur in Urlaubslaune. Von 100 Bundesbürgern haben im vergangenen Jahr 57 eine mindestens fünftägige Reise unternommen, vor fünf Jahren waren es nur 50 (2012: 54).

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Das geht aus der am Mittwoch in Hamburg vorgestellten Tourismusanalyse der Stiftung für Zukunftsfragen hervor.

„Die erneute Steigerung lässt sich mit dem wirtschaftlich starken Jahr 2013 erklären, das gekennzeichnet war durch eine geringe Arbeitslosenquote und einen hohen Exportüberschuss“, berichtete Stiftungsleiter Prof. Ulrich Reinhardt.

Die finanziellen Sorgen der Bundesbürger verringerten sich. Und jeder Fünfte beschränkte sich nicht auf einen Urlaub, sondern war gleich mehrmals unterwegs (2012: 17 Prozent).

Nach Berechnung der Stiftung gaben die Bundesbürger 2013 durchschnittlich 1062 Euro für Urlaub aus - Souvenirs und Trinkgelder inklusive. Das waren zwar rund 31 Euro weniger als im Vorjahr. Diesen Rückgang begründete die Stiftung aber damit, dass dank der guten Konjunktur mehr Menschen unterer und mittlerer Einkommensschichten ihre Urlaubspläne umsetzen konnten. Sie gaben allerdings etwas weniger aus. Wer in Deutschland ausspannte, war mit täglich 75 Euro dabei, in Europa mit durchschnittlich 86 Euro. Wer in die Ferne abhob, investierte 120 Euro.

Wie sieht es 2014 aus? „Die Vorfreude ist hoch“, sagte Reinhardt. 45 Prozent, zwei Prozentpunkte mehr als in der Vorjahresbefragung, planen dieses Jahr eine Urlaubsreise fest ein. Ein Drittel der Befragten ist noch nicht sicher. Die Erfahrung lehre jedoch, dass sich wenigstens ein Zehntel der Unentschlossenen noch auf den Weg macht. Reinhardts Fazit: „Trotz aller Unsicherheit und vorhandenem Krisenbewusstsein wird auch 2014 die Mehrheit der Bevölkerung nicht auf Urlaub verzichten wollen.“

Und sei es nur ein Kurztrip. Vor allem Singles wollten viele neue Eindrücke in kurzer Zeit sammeln und Ferienziele wechseln. Diese Haltung habe sich in den vergangenen 15 Jahren von einem Fünftel auf ein Drittel der Befragten erhöht. Für zwei Drittel - zumeist Familien und Jungsenioren (50 bis 64 Jahre) - bleibe eine längere Urlaubsreise hingegen unverzichtbar.

Dennoch: Konnte man 1980 noch bei Urlaub von den „schönsten Wochen“ des Jahres sprechen, hat die Dauer 2013 mit durchschnittlich 12 Tagen einen Tiefpunkt erreicht: „Aus den schönsten Wochen des Jahres sind zunehmend die schönsten Tage des Jahres geworden“, resümierte Reinhardt. Für Ferien im Inland werden zehn Tage verbraucht, in Europa durchschnittlich knapp 13 Tage, Fernreisende nutzen zweieinhalb Wochen aus.

In der Überalterung der Gesellschaft sieht die Stiftung eine Herausforderung für den Tourismus. Aktuell verbringt mehr als die Hälfte der über 55-jährigen Deutschen den Urlaub lieber in Deutschland als im Ausland (54 Prozent). Nahezu zwei Drittel der über 65-Jährigen bevorzugen eine kurze Anreise.

Wer 2013 in Deutschland unterwegs war, den zog es in die Urlaubsgebiete zwischen Alpen und Küsten, wobei Schwarzwald und Bodensee laut Reinhardt ein „Comeback“ erlebten. In diesem Jahr wolle jeder Vierte seinen Urlaub in Deutschland verbringen. „Eine Stagnation auf hohem Niveau zeichnet sich ab“, stellte der Stiftungsleiter fest. Im Ausland bleibt Spanien mit Abstand das beliebteste Sonnenziel, gefolgt von Italien, der Türkei und Frankreich.