Händler decken sich vor Steuererhöhung mit Tabak ein
Wiesbaden (dpa) - Vor der Erhöhung der Tabaksteuer zum 1. Mai deckt sich der Handel mit Zigaretten und Zigarren ein, um Preiserhöhungen noch etwas hinauszuzögern. „Händler und Hersteller beziehen jetzt vermehrt Steuerzeichen, damit sie ihre Kunden länger günstiger bedienen können“.
Das sagte Petra Martin, Expertin des Statistischen Bundesamtes, am Mittwoch in Wiesbaden. Aufgrund der bevorstehenden Steuererhöhung sei der Absatz von Tabakwaren im ersten Quartal deutlich geklettert. Dadurch stiegen auch die Steuereinnahmen kräftig.
Nach den Angaben wurden von Januar bis März in Deutschland 17,5 Prozent mehr Zigaretten versteuert als im Vorjahreszeitraum, der Absatz des vergleichsweise preisgünstigen Feinschnitts fürs Selber-Drehen nahm um 24,7 Prozent zu. Auch die Menge der versteuerten Zigarren und Zigarillos stieg um 9,9 Prozent.
Insgesamt legte der Umsatz mit Tabakwaren im Kleinverkauf von Januar bis März um rund 18,7 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro zu. Damit nahm der Fiskus nach einem Minus von 1,5 Prozent im Gesamtjahr 2010 auch wieder mehr Geld aus der Tabaksteuer ein: Die Raucher in Deutschland bezahlten für ihr Laster rund 3,7 Milliarden Euro Steuern und damit fast ein Fünftel mehr (19 Prozent) als im ersten Quartal des Vorjahres.
Dieser Trend dürfte sich fortsetzen, denn die schwarz-gelben Koalition hat Rauchwaren den Kampf angesagt. Über die höhere Steuer will die Politik den Menschen die Lust am Qualm nehmen. Vorgesehen ist bis 2015 eine jährliche Preissteigerung um vier bis acht Cent bei einer Zigarettenpackung mit 19 Stück, für eine 40-Gramm-Feinschnittpackung um 12 bis 14 Cent. „Wir rechnen damit, dass ein Päckchen bis dahin 40 Cent teurer wird“, sagte die Expertin des Statistikamtes.
Bereits Anfang März hatten die Tabakkonzerne Reemtsma (JPS, Gauloises Blondes, West) und Philip Morris (Marlboro, L&M, Chesterfield) Preiserhöhungen ab Mai angekündigt. Demnach verteuern sich die Marken im Schnitt um 20 Cent - 4,90 und 5,00 Euro pro Packung mit 19 Zigaretten werden zum Standardpreis. Schon 2010 hatten Raucher für ihre Sucht tiefer in die Tasche greifen müssen: Tabakwaren waren im Schnitt 2,2 Prozent teurer als ein Jahr zuvor.
Der Verband der deutschen Rauchtabakindustrie (VdR) rechnet aufgrund der Preiserhöhungen mit einem Absatzrückgang, der aber wohl geringer ausfallen werde als zum Jahresanfang mit minus drei bis minus fünf Prozent prognostiziert. „Vieles wird davon abhängen, inwieweit die Verbraucher trotz gestiegener Preise weiter auf inländische Tabakerzeugnisse vertrauen oder verstärkt zu Schmuggelware oder Grenzverkäufen wechseln“, sagte VdR-Hauptgeschäftsführer Franz Peter Marx.
Generell werde die Branche die Steuererhöhung aber nicht dafür nutzen, selbst noch eine Schippe draufzulegen. Möglicherweise müssten einzelne Unternehmen einen Teil der Erhöhung selbst tragen, statt sie an die Kunden weiterzugeben.