Hamburg Süd und Hapag-Lloyd reden über Fusion
Hamburg (dpa) - Die beiden großen deutschen Linienreedereien Hapag-Lloyd und Hamburg Süd prüfen eine Fusion. Vorstand und Geschäftsführung der beiden Unternehmen hätten im Einvernehmen mit ihren Gesellschaftern Gespräche aufgenommen, ob und unter welchen Bedingungen ein Zusammenschluss beider Reedereien sinnvoll sei.
Dies geht aus übereinstimmenden Mitteilungen vom Dienstag hervor. Hamburg Süd gehört zum Oetker-Konzern, Hapag-Lloyd mehrheitlich einem Konsortium unter maßgeblicher Beteiligung der Stadt Hamburg sowie des Logistik-Unternehmers Klaus-Michael Kühne.
Beide Firmen leiden gegenwärtig unter der hartnäckigen Krise in der Schifffahrt. Wegen Überkapazitäten speziell in der Fernost-Fahrt sind die Frachtraten - die Preise für den Containertransport - auf einem niedrigen Niveau. Gleichzeitig belasten hohe Treibstoffkosten die Reedereien. Deshalb schreiben viele Schifffahrtsunternehmen weltweit unter dem Strich rote Zahlen. Zur Zeit kommen immer noch neue Schiffe auf den Markt, die vor der Krise bestellt wurden. Mit einem Ende der Krise rechnet die Branche erst in einem bis zwei Jahren, wenn sich das Angebot an Schiffsraum und die Nachfrage nach Transport wieder angleichen.
Über eine Fusion der beiden Hamburger Unternehmen war in der Vergangenheit schon mehrfach spekuliert worden. Bei einem Zusammenschluss entstünde die viertgrößte Reederei der Welt mit mehr als 250 Containerschiffen und einer Kapazität von mehr als einer Million Standardcontainern (TEU). Der addierte Umsatz beider Reedereien lag im vergangenen Jahr bei mehr als zehn Milliarden Euro. Sie beschäftigten zusammen rund 11 500 Mitarbeiter und transportierten rund 8,3 Millionen TEU. Hapag-Lloyd wäre der größere der beiden Partner und würde grob gerechnet zwei Drittel des fusionierten Unternehmens ausmachen.
Wie lange die Gespräche dauern werden und zu welchem Ergebnis sie führen, ist völlig offen. Es sind eine Reihe von komplizierten Fragen zu klären. Sondierungen in der Vergangenheit waren an der Oetker-Seite gescheitert, die sich nicht mit einer Rolle als Teilhaber der Reederei begnügen wollte. Klaus-Michael Kühne, der über erheblichen Einfluss bei Hapag-Lloyd verfügt, hat sich öffentlich für eine Fusion stark gemacht. Die Stadt Hamburg dürfte vor allem ihre Standortinteressen im Vordergrund sehen.
Eine Rolle spielt auch der Reisekonzern TUI, der noch 22 Prozent an Hapag-Lloyd hält. „Wir begrüßen diese Gespräche grundsätzlich und sehen darin eine Wertchance für unseren Anteil“, sagte ein Sprecher am Dienstag in Hannover. Allerdings werde der Konzern nicht hinnehmen, dass sich seine Rechtsposition bei Hapag-Lloyd bei einem Zusammenschluss verschlechtere. TUI darf die verbliebenen Hapag-Lloyd Anteile inzwischen an die Börse bringen oder an einen anderen Investor veräußern, nachdem ein Verkauf an das Hamburger Konsortium bislang nicht zustande kam. TUI arbeitet seit Jahren an der Trennung von Hapag-Lloyd, um sich künftig voll auf das Reisegeschäft zu konzentrieren.