Handel: Kommando zurück für den Kaufhof
Der neue Metro-Chef Olaf Koch legt die Verkaufspläne überraschend auf Eis — und will selbst Ertragspotenziale heben.
Düsseldorf. Der neue Metro-Chef startet mit einem Paukenschlag: Gerade 17 Tage im Amt, legt Olaf Koch den Kaufhof-Verkauf auf Eis, an dem sein Amtsvorgänger Eckhard Cordes jahrelang gearbeitet hatte. Koch führt für den Stopp die Unsicherheiten an den Kapitalmärkten und das Potenzial der Warenhauskette an. „Wir haben immer betont, dass ein Verkauf das Potenzial von Galeria Kaufhof reflektieren muss. Aus heutiger Sicht können wir das Ertragspotenzial besser selbst heben, als durch einen Verkauf“, erklärte Koch.
Können die Kaufhof-Mitarbeiter jetzt aufatmen? Diese Frage wagt derzeit kaum jemand in den Kreisen der Arbeitnehmer zu beantworten. Koch hat zwar die Verkaufsgespräche abgebrochen, aber einen neuen Anlauf zu einem späteren Zeitpunkt nicht ausgeschlossen.
In der Branche wird der Unternehmenswert von Kaufhof auf zwei bis drei Milliarden Euro taxiert. Besonders werthaltig sind dabei die Immobilien in den deutschen Innenstädten. Kochs Vorgänger Cordes wollte Metro international wachsen lassen und hatte schon vor Jahren die deutsche Tochter Kaufhof zum Verkauf angeboten. Der Prozess geriet aber mehrfach ins Stocken. Erst zuletzt waren die Verkaufspläne wieder konkret geworden.
Sowohl Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen zusammen mit Finanzinvestor Blackstone als auch die österreichische Immobilienfirma Signa mit ihrem Chef René Benko hatten sich Chancen ausgerechnet. Sie wollen nach ersten Reaktionen nicht aufgeben.
Nach Ansicht von Aktionärsschützern sind die Verkaufspläne aber erstmal für eine längere Zeit vom Tisch. „Der Kapitalmarkt bleibt unsicher. So schnell wird sich daran nichts ändern“, sagte die Geschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Jella Benner-Heinacher.
Nach der Gewinnwarnung von Anfang Dezember sorgten zumindest die ersten Zahlen zum Metro-Geschäftsverlauf 2011 für Erleichterung. Demnach sank der Konzernumsatz nur um 0,8 Prozent auf 66,7 Milliarden Euro. Kaufhof konnte aber nicht glänzen. Der Umsatz schrumpfte hier aufgrund des schwachen Weihnachtsgeschäfts um 3,7 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro.