Warum der Kaufhof in der Krise steckt

Die Warenhaus-Kette Kaufhof kämpft mit roten Zahlen und fallenden Umsätzen. Opfer der Belegschaft sollen helfen. Die Zweifel an der Strategie bleiben.

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Düsseldorf. Wer in diesen Tagen durch den Düsseldorfer Kaufhof an der Kö geht, muss mit den Widrigkeiten einer Baustelle leben. Im Erdgeschoss wird gehämmert und gebohrt. Die neue Damenschuhabteilung im Untergeschoss ist dagegen schon fertig. Sehr großzügig, betont stylisch. Was allerdings ausbleibt, sind die Kunden. Der Kaufhof steckt in der Krise. Wir analysieren die Gründe.

In einem internen Papier, das dem „Spiegel“ vorliegt, ist von einer „ausgeprägten Ertragskrise“ die Rede. Die Umsätze sind von 3,1 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf zuletzt 2,6 Milliarden Euro gefallen. 2017 gab es einen Verlust von mehr als hundert Millionen Euro. Einen Kommentar dazu lehnt die Firmenzentrale in Köln ab.

Im Herbst 2015 hat die kanadische Hudson’s Bay Company (HBC) die Warenhauskette mit ihren knapp 100 Filialen und rund 21.500 Mitarbeitern von der Metro übernommen. Kaufpreis: rund 2,8 Milliarden Euro.

Versprochen wurde damals nicht weniger als die Renaissance des Warenhauses. Eine Milliarde Euro sollte binnen fünf Jahren investiert werden. Als Vorbild für den neuen Auftritt dient das traditionsreiche Haus an der Kö in Düsseldorf. Intern heißt es allerdings, dass das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Investitionen weit hinter den Erwartungen zurückbleiben. Zudem liegt der Bau des dringend benötigten Lagers für das Online-Geschäft seit fast einem Jahr auf Eis. Ob tatsächlich eine Milliarde Euro investiert wird, ist offen. Eine entsprechende Nachfrage beantwortet der Kaufhof nicht. Es heißt lediglich, die finanzielle Basis sei solide und das Unternehmen habe die uneingeschränkte Unterstützung der Konzernmutter HBC.

Nein. Die Umsatzzahlen gehen kontinuierlich zurück. Sowohl 2016 als auch 2017 lief vor allem das Weihnachtsgeschäft enttäuschend.

Richtig ist, dass der Kaufhof wie der gesamte stationäre Handel stark unter Druck steht. Die Innenstädte verlieren Kundschaft. Oft werden Waren nur begutachtet oder anprobiert, aber nicht gekauft. Stattdessen wächst der Internethandel. Dort erfolgreich zu sein, gelingt dem Kaufhof aber nicht. Die viel beschworene „Verzahnung des stationären und digitalen Geschäfts“ klappt nur mäßig. Außerdem: Konkurrent Karstadt verdient nach verlustreichen Jahren wieder Geld und will sogar expandieren.

Die Geschäftsführung klagt über zu hohe Personalkosten und setzt die Beschäftigten damit unter Druck. In der Kölner Hauptverwaltung sollen rund 400 von 1600 Stellen wegfallen. Zudem soll es Verhandlungen über einen Sanierungstarifvertrag geben. Es geht um Gehaltskürzungen von bis zu fünf Prozent, die Streichung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld für zunächst drei Jahre sowie die Rückkehr zur 40-Stunden-Woche. Die Gewerkschaft Verdi entscheidet am 13. April, ob sie überhaupt bereit ist, über einen solchen Sanierungsvertrag zu reden. Anders als bei Karstadt gilt bei Kaufhof noch der Flächentarifvertrag des Einzelhandels. Karstadt hat nach der erfolgreichen Sanierung angekündigt, spätestens 2021 zum Flächentarifvertrag zurückzukehren.

Ja, das scheint durchaus möglich. Der österreichische Immobilieninvestor René Benko hatte die heruntergewirtschaftete Essener Karstadt-Gruppe im Sommer 2014 übernommen und wollte sie mit dem Kaufhof zur Deutschen Warenhaus AG verbinden. Die Metro entschied sich aber für einen Verkauf an HBC. Wie es heißt, ist Benko nach wie vor an Kaufhof interessiert. Er soll zuletzt sogar drei Milliarden Euro für die Kette geboten haben — 200 Millionen mehr, als HBC an Metro gezahlt hat.

Auch dazu gibt es keine klaren Informationen. Vor nicht einmal einem Jahr habe man mit Saks Off 5th ein neues Outlet-Konzept auf den europäischen Markt gebracht. Jetzt gelte es, Standorte und Sortimente noch umfassender an den Wünschen der Kunden auszurichten. Mit anderen Worten: Es läuft schlecht. Saks Off 5th verfügt über sechs Standorte in Deutschland, darunter auch Düsseldorf.