Meinung Fusion von Karstadt und Kaufhof: Jetzt kommt "Alles unter einem Dach"
Jetzt also doch. Karstadt und Kaufhof gehen zusammen. Die einst so üppige deutsche Warenhaus-Landschaft schrumpft auf nur noch einen Anbieter zusammen, auch wenn die Markennamen bestehen bleiben. Der frühere Kaufhof-Werbespruch „Alles unter einem Dach“ bekommt so eine neue, eher bittere Bedeutung.
René Benko ist damit am Ziel. Der österreichische Immobilieninvestor hatte 2014 die marode Essener Karstadt-Gruppe übernommen, ging beim Kaufhof aber leer aus. Inzwischen macht Karstadt wieder Gewinn und eröffnet sogar neue Filialen.
Beim Kaufhof läuft es dagegen nicht rund. Der Metro-Konzern entschied sich 2015, die Kölner Warenhauskette nicht an Benko, sondern an die kanadische Hudson’s Bay Company (HBC) zu verkaufen. HBC versprach damals nicht weniger als die Renaissance des Warenhauses. Doch das ging schief. Sinkende Umsätze, schleppende Investitionen, mieses Online-Geschäft, immer neue Rabatt-Aktionen — der Kaufhof machte den Kanadiern keine Freude. Das Unternehmen schreibt rote Zahlen und steht am Rand der Insolvenz. Derzeit spricht die Gewerkschaft Verdi mit den Kaufhof-Managern über einen Sanierungstarifvertrag.
Sollte es zu der Fusion kommen, haben sich diese Gespräche keineswegs erledigt. Denn auch bei Karstadt waren und sind Gehaltskürzungen Teil der Sanierungsstrategie. Klar ist auch, dass tausende Mitarbeiter überflüssig sind, wenn Verwaltung, IT-Logistik und Einkauf von Kaufhof und Karstadt zusammengelegt werden. Zudem stehen defizitäre Filialen vor der Schließung.
Wer das bedauert, sollte sich fragen, wo er einkauft. Wir alle entscheiden täglich darüber, ob wir dem stationären oder dem Online-Handel das Geschäft gönnen. Attraktive Innenstädte mit anziehenden Geschäften sind zu Klick-Preisen nicht zu haben. Es gibt nun mal viele Verlierer, wenn Waren in realen Läden anprobiert und dann im Internet gekauft werden.