Handel startet SSV mit Rabattfeuerwerk

Berlin/Stuttgart (dpa) - Goldene Zeiten für Schnäppchenjäger: Mit dem Sommerschlussverkauf (SSV) erreichen die vielen Rabattaktionen im deutschen Einzelhandel jetzt den ersten Höhepunkt im laufenden Jahr.

Der traditionelle SSV, auf den die Preisnachlässe aber schon lange nicht mehr beschränkt sind, beginnt am kommenden Montag (23. Juli). Mit dem zweiwöchigen SSV wollen Händler die Lager vor allem von Saisonware räumen und in den Regalen Platz für neue Ware schaffen.

Ob Gartenmöbel, Bekleidung, Schuhe, Haushaltswaren, Sportartikel oder Elektronik: Fast jeder zweite Händler will im SSV die Geschäfte mit Rabatten ankurbeln, wie die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young in einer Umfrage unter 120 Handelsunternehmen in diesem Monat herausgefunden hat. Der Handelsverband Deutschland (HDE) geht sogar davon aus, dass sich 70 Prozent aller Einzelhändler in der einen oder anderen Form an dem diesjährigen SSV beteiligen werden.

„Die Regale und die Lager sind voll mit Kleidung“, sagte der Pressereferent des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Hertel. Der Schlussverkauf ziehe nicht nur Schnäppchenjäger an, sondern auch die, die erst in den nächsten Wochen Urlaub machten und sich mit Sommerkleidung eindecken wollten. Das schlechte Wetter macht Hertel zufolge nicht nur den Läden zu schaffen, die Kleidung verkaufen und derzeit noch jede Menge kurze Hosen und T-Shirts anbieten.

So laufe auch zum Beispiel der Verkauf von Sandkästen und Trampolinen nicht gut. Manch einer könnte aber auch von dunklen Wolken und Regen der vergangenen Tage profitieren: Auf gute Geschäfte hoffen diejenigen, die Gesellschaftsspiele und Elektronikartikel für den gemütlichen Abend daheim in den Regalen haben, wie Hertel sagte.

Im Durchschnitt wollten die Händler im SSV die Preise um 20 Prozent reduzieren, teilte Ernst & Young am Freitag in Stuttgart mit. Besonders stark fielen die Rabatte bei Bekleidung aus. Vier von zehn Modehändlern planten üppige Preisnachlässe von 20 bis zu 60 Prozent. Dabei setzen sie zunehmend auch auf neue Formen wie Rabatte exklusiv für Kundenkartenbesitzer oder Rabatt-Coupons auf dem Smartphone.

Fast zwei Drittel der Händler entscheiden laut Umfrage erst unmittelbar vor dem SSV über die Höhe der Preisnachlässe. Wichtigstes Kriterium sei dabei der Lagerbestand gefolgt vom Geschäftsverlauf. Bereits jeder neunte Händler biete mehr als 20 Rabattaktionen im Jahr. Gut jeder fünfte Händler wolle künftig häufiger Rabatte geben.

„Die Kunden freuen sich über üppige Rabatte, für die Händler wachsen sich die ständigen Rabattschlachten aber zu einem echten Problem aus“, erklärte der Handelsexperte der Beratungsgesellschaft, Thomas Harms. Die Kunden hätten sich längst an Rabattaktionen gewöhnt und hielten diese inzwischen auch schon für selbstverständlich: „Viele Kunden kaufen inzwischen nur noch reduzierte Ware. Die Deutschen haben sich in den vergangenen Jahren regelrecht zu einem Volk von Schnäppchenjägern entwickelt“, verdeutlichte Harms.

Mehr als jeder zweite Händler (55 Prozent) sei der Meinung, dass der Wunsch der Kunden nach Rabatten sehr stark ist. Und weitere 32 Prozent sehen eine eher große Erwartungshaltung nach Rabattaktionen bei den Kunden. Daher ist es nach Auffassung von Harms keine gute Idee, als Händler komplett auf Rabattaktionen zu verzichten. „Man kann das Rad nicht mehr zurückdrehen: Wer sich den Rabattschlachten völlig entzieht, dem drohen schmerzhafte Absatzeinbußen.“ Vielmehr könnten Rabatte an einen ausgewählten Kundenkreis gegeben werden. Damit steigerten Unternehmen Umsatz und Kundenbindung zugleich.