Verkaufsevents Handel und Verbraucher wollen mehr verkaufsoffene Sonntage

Berlin · Die Händler in den Fußgängerzonen fühlen sich ausgebremst, weil immer wieder geplante verkaufsoffene Sonntage gerichtlich untersagt werden. Dabei kommen die Verkaufsevents bei den Verbrauchern gut an.

Menschen drängen sich an einem verkaufsoffenen Sonntag über die Einkaufsstrasse Königsallee.

Foto: picture alliance / Martin Gerten/Martin Gerten

Der Einzelhandel in Deutschland drängt auf klarere Regelungen für die Sonntagsöffnung in den Einkaufsstraßen. „Wir brauchen endlich verlässliche Rahmenbedingungen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland, Stefan Genth der Deutschen Presse-Agentur. „Man hat es im Advent wieder gesehen. An verkaufsoffenen Sonntagen brummt es in den Innenstädten“, betonte er. Solche Verkaufsevents seien eine „wichtige Facette, um die Innenstädte attraktiv zu halten“. Doch bislang scheitere die Durchführung noch zu oft am Widerstand der Gewerkschaften und unklaren Regelungen.

„Es kann nicht so weitergehen, dass ein Großteil der geplanten Termine von den Gerichten verboten wird, nur weil die Gewerkschaft Verdi nicht einsieht, dass sie den Ast absägt, auf dem ihre Beschäftigten sitzen“, klagte Genth. Das Internet habe jeden Sonntag geöffnet. Das wollten die Händler in den Einkaufsstraßen gar nicht. Aber sie müssten die Sicherheit haben, Geschäfte an besonderen Tagen öffnen zu können.

2019 war für den Handel Genth zufolge insgesamt ein gutes Jahr. Mit einem Umsatzzuwachs von voraussichtlich drei Prozent sei es „besser gelaufen als ursprünglich erwartet“, sagte Genth. Doch profitierten nicht alle Händler gleichermaßen von der Kauflust der Bundesbürger.

„Die Schere zwischen kleinen, mittelständischen Unternehmen und den großen Ketten geht weiter auseinander. Das haben wir auch im Weihnachtsgeschäft gemerkt. Es ist ein großer Strukturwandel im Gange“, berichtete der Branchenkenner. Ein kleiner Händler sei kaum in der Lage, die Investitionen zu tätigen, um digital wahrgenommen zu werden, oder gar einen eigenen Webshop aufzubauen. Um erfolgreich zu sein, müssten sich Mittelständler ein erkennbares Profil zu legen. „Über den Preis allein werden sie sich nicht behaupten können.“

Auch regional gebe es große Unterschiede, sagte der HDE-Hauptgeschäftsführer. „Der stationäre Handel in den attraktiven Innenstädten und Metropolen funktioniert gut. Aber dort, wo durch die demografische Entwicklung die Bevölkerung schrumpft oder die Kaufkraft fehlt, verschlechtern sich die Bedingungen für den Handel.“ Dort könne oft kein attraktives Angebot mehr aufrechterhalten werden. Beispiele gebe es in Ostdeutschland, aber auch im Ruhrgebiet.

„Wenn die Verbraucher Geschenke oder Mode kaufen wollen, tun sie das immer öfter nicht vor Ort, sondern fahren in die größeren Städte“, berichtete Genth. Damit die kleineren Innenstädte den Anschluss nicht verlieren, müssten alle Beteiligten vor Ort - die Politik, der Handel und die Immobilienbesitzer - an einem Strang ziehen und daran arbeiten, die Attraktivität ihrer Einkaufsstraßen zu erhalten. „Wenn man hier einen Fehler macht, kann man das oft nicht mehr wiedergutmachen“ warnte Genth. Die Erreichbarkeit der Innenstädte dürfe nicht eingeschränkt werden - auch nicht durch Fahrverbote oder andere Umweltschutzmaßnahmen, warnte er.

Ins neue Jahr geht der deutsche Einzelhandel mit gedämpften Erwartungen. „Viel hängt davon ab, wie sich die Rahmenbedingungen für den Konsum, besonders die Reallöhne, entwickeln“, sagte Genth. Und auch die Stimmung der Verbraucher spiele eine große Rolle. „Am Ende entscheidet ja oft das Bauchgefühl der Kunden über ihre Kaufbereitschaft.“

(dpa)