Handelskonflikt im Solargeschäft spitzt sich zu
Firmen aus Europa werfen China große Subventionen in der Solarbranche vor.
Peking/Brüssel. Der Ton zwischen China und der EU-Kommission wird rauer. Seit Brüssel gegen Dumping bei Solar-Importen aus China ermittelt, spitzt sich der Konflikt weiter zu. Peking ermittelt seinerseits gegen Dumping bei Importen von Stahlrohren und speziellen Chemie-Produkten aus der Europäischen Union. Ein Handelskrieg droht. Aber worum geht es eigentlich genau?
Dumping verzerrt den Wettbewerb. Wenn manche Hersteller Unterstützung vom Staat bekommen, können sie ihre Produkte unter Marktwert verkaufen. Produzenten ohne diese Unterstützung werden vom Markt gedrängt. Kurzfristig können Kunden zwar von günstigen Preisen profitieren. Langfristig könnten die Preise jedoch massiv steigen, sobald Firmen Konkurrenten verdrängt haben.
Während sich die EU-Kommission erst am Dienstag äußern will, spricht die Initiative „EU ProSun“ deutliche Worte. Sie ist das Sprachrohr der Solarhersteller in Europa. Die Gruppe zählt Hilfen des chinesischen Staates an seine Firmen auf: Billige Kredite, die Erstattung von Energiekosten, kostenloses Bauland. In den USA, so ProSun, habe die Einführung von Anti-Dumping-Zöllen zur Erholung der Solarbranche beigetragen.
EU-Kommissar Günther Oettinger zweifelt daran. „Es fehlt auf längere Sicht die internationale Wettbewerbsfähigkeit“, kritisiert der Energiekommissar. Steuerungstechniken und Komponenten aus Deutschland für chinesische Solarprodukte seien dagegen weiterhin stark nachgefragt, sagte er „Focus Online“. Oettinger warnt, dass erneuerbare Energien durch den Handelsstreit teurer würden und die guten Beziehungen mit China gefährdet würden.
Chinas Solarhersteller weisen diese Vorwürfe zurück. Die US-Forscher Usha und George Haley von der West Virginia Universität und der Uni New Haven kommen aber zu dem Schluss, dass Chinas Solarbranche nur dank massiver staatlicher Unterstützung so groß geworden ist. Seit 2008 habe sich die Branche besonders wegen der Hilfe verzehnfacht.
Usha und George Haley untersuchten die Branchen Solar, Stahl, Glas, Papier und Autoteile. Sie unterstellten Chinas Zentral- und Provinzregierungen, die heimischen Firmen mit Subventionen zu stützen, um international Märkte zu erschließen. „Wegen massiver chinesischer Subventionen in einigen Branchen gibt es keinen Freihandel, und die Märkte haben versagt“, resümieren die Wissenschaftler in der „Harvard Business Review“.