Handwerkskammer: „Der lange Winter hat uns geschadet“
Der Nordrhein-Westfälische Handwerkskammertag warnt vor dem Mindestlohn und plädiert für den Meisterbrief.
Düsseldorf. Das Handwerk in Nordrhein-Westfalen hat unter dem langen Winter 2013 gelitten.
Das Handwerk wird in dem gerade abgelaufenen Geschäftsjahr deshalb nicht das gute Ergebnis von 2012 halten können, teilte Wolfgang Schulhoff, Präsident des Nordrhein-Westfälischen Handwerkskammertags (NWHT), am Mittwoch in Düsseldorf mit.
Voraussichtlich werde man 103 Milliarden Euro umsetzen, das seien zwei Prozent weniger als 2012. Zahlen des letzten Quartals stünden noch aus.
„Wir hatten bis ins zweite Quartal einen harten Winter, dementsprechend wurde wenig gebaut“, sagte Schulhoff. Ab dem Sommer änderte sich das. „Es gibt seitdem eine Erholung, die noch anhält.“
Der milde Winter 2013/14 helfe den Betrieben bereits, das Handwerk schaue deshalb relativ optimistisch in die Zukunft. Die Betriebe seien mit durchschnittlich 78 Prozent sehr gut ausgelastet.
Andere Punkte aber bereiten dem NWHT-Präsidenten Sorgen für dieses Jahr: die Niedrigzinspolitik, Angst vor weniger Beschäftigung durch den seitens der großen Koalition geforderten Mindestlohn.
„Wir haben Mindestlöhne immer unterstützt, und es gibt bereits viele im Handwerk, aber die Vereinbarungen sollten die Tarifpartner treffen — nicht die Politik“, forderte Schulhoff. Der jüngste Vertrag in der Fleischindustrie zeige, dass es funktioniere.
Was die Beschäftigung aktuell angeht, so war sie leicht rückläufig und sank 2013 um 5000 auf 1,1 Million Beschäftigte. NWHT-Hauptgeschäftsführer Josef Zipfel erklärt, dass sich zwar neue Betriebe gründeten.
Das sei aber meist im Bereich der zulassungsfreien Unternehmen, also solche Handwerke, in denen ein Meisterbrief keine Voraussetzung ist wie etwa Fliesenleger. Davon meldeten sich 7000 Menschen bei der Handwerkskammer im Bezirk Düsseldorf an.
„Dahinter verbergen sich dramatische Entwicklungen“, mahnte Zipfel. Diese Betriebe seien häufig Solo-Selbstständige, ohne Qualifikation, für die natürlich keine sozialen Mindeststandards gelten. „Das grenzt teilweise an Selbstausbeutung.“
Außerdem sei das dramatisch für die Zukunft, sagte Schulhoff: „Je weniger Handwerker es im zulassungspflichtigen Bereich gibt, desto weniger Betriebe haben wir, die Menschen ausbilden können.“ Dabei sei das deutsche System Vorbild.
Umso glücklicher sei man, dass Schwarz-Rot in ihrem Koalitionsvertrag explizit für den Erhalt des deutschen Meistersystems plädiere.