Hapag-Lloyd zehrt Tui-Erfolge im Reisegeschäft auf
Hannover (dpa) - Die Verluste der Container-Reederei Hapag-Lloyd haben beim Reisekonzern Tui die Rekordgewinne aus dem Urlaubsgeschäft überschattet.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2011/2012 bis Ende September verlor Tui unter dem Strich 15 Millionen Euro, obwohl das Geschäft mit dem Urlaub so viel Gewinn abwarf wie nie zuvor. Auch die Verschuldung ging im großen Stil zurück, wie Europas größter Reisekonzern am Mittwoch in Hannover mitteilte. Im Geschäftsjahr zuvor hatte die Tui einen Gewinn von 24 Millionen verbucht.
Der nach 19 Jahren an der Tui-Spitze im Februar 2013 scheidende Tui-Chef Michael Frenzel konnte seine letzte Präsentation aber wie in den vier Vorjahren erneut nicht mit einer Dividende krönen. „Wir haben das im Aufsichtsrat besprochen - für die Aktionäre ist die Wertsteigerung der Aktie das Entscheidende“, sagte Frenzel. Sein Nachfolger wird der frühere Vodafone-Manager Friedrich Joussen.
Das Reisegeschäft sieht der Tui-Vorstand weiter im Aufwind. Vor allem das Kreuzfahrtgeschäft boomt und soll weiter ausgebaut werden. Bis 2015 will der Konzern insgesamt 13 Schiffe bereedern. Für den Schiffsneubau „Europa 2“ soll eine Kunden-Zielgruppe aus dem „Lifestyle“-Bereich demnächst gezielt angesprochen werden.
Im operativen Geschäft verbuchte Tui dank lukrativer Exklusivreisen, eines starken Last-Minute-Verkaufs und der gut ausgelasteten eigenen Hotels ein Ergebnis von 746 Millionen Euro, fast ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor. Ursache für den Nettoverlust ist die schwache Entwicklung bei Hapag-Lloyd. Die Container-Reederei, an der Tui noch mit 22 Prozent beteiligt ist, lieferte bei dem Reisekonzern einen Verlust von 49 Millionen Euro ab. Ein Jahr zuvor hatte das Minus lediglich zwei Millionen betragen. Das Unternehmen leidet unter dem harten Wettbewerb und Überkapazitäten im Frachtgeschäft.
Die laufenden Fusions-Gespräche zwischen Hapag-Lloyd und Hamburg Süd sieht Tui positiv. „Wir begrüßen das: Beide Unternehmen ergänzen sich, insofern erhöht das den Wert„, sagte Frenzel, der für den Fall eines Zusammenschlusses von einem potenziell „guten Ergebnis“ sprach. Für die Trennung von den Reederei-Anteilen, an der Tui seit Jahren arbeitet, bestehe kein Zeitdruck.
Bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte Tui die Finanzhilfen für Hapag-Lloyd aus der Wirtschaftskrise des Jahres 2009 ebenso wie die Beteiligung zurückfahren. Die Nettoschulden des Reisekonzerns sanken dadurch im Jahresvergleich um 78 Prozent auf 178 Millionen Euro.
Im laufenden Geschäftsjahr 2012/2013 soll der Umsatz leicht steigen. Das operative Ergebnis (bereinigtes EBITA) soll an das hohe Niveau des Vorjahres anknüpfen - vorausgesetzt, die Kunden in den wichtigsten Quellmärkten buchen weiter eifrig Reisen.
Auch das Konzernergebnis soll positiv ausfallen. Es lag 2011/2012 bei 141,9 Millionen Euro, nach 118,2 Millionen Euro im Jahr zuvor. Dabei rechnet Tui allerdings diejenigen Gewinnanteile ein, die auf die Minderheitsaktionäre von Tui Travel und den Hotelbeteiligungen, vor allem bei den Riu-Hotels, entfallen.