Haushaltsgeräte: Energiesparen als Volkssport
Die Hausgeräte-Branche zeigt auf der Ifa in Berlin, mit wie wenig Strom die neuen Geräte auskommen.
Berlin. Am Bundespressestrand in Berlin kann man jetzt auch seine Wäsche waschen. Mehr als 150 Maschinen setzt Siemens in der Nähe des Kanzleramts in den Sand, um die Berliner während der IFA für eine „noch sparsamere“ Technik zu begeistern.
„Die Deutschen haben das Energiesparen zum Volkssport erhoben“, so der zuständige Geschäftsführer Roland Hagenbucher. Besonders hierzulande garantiere Sparsamkeit den Herstellern Umsätze.
Nicht nur Siemens — alle setzten auf der Elektronikmesse auf die grüne Karte. Mineralien sparen Strom im Geschirrspüler, spezieller Schaum reinigt Wäsche auch bei niedriger Temperatur und Solarwärme hilft im Trockner aus. Weniges ist bei den Hausgeräten in diesem Jahr wirklich neu, oft haben die Hersteller Bekanntes verbessert. Denn für den nächsten großen Schritt ist es noch zu früh.
Bosch und Miele präsentieren dennoch ihre Visionen vom „smart grid“ mit einer digitalen Vernetzung der Hausgeräte. Intelligente Stromzähler erkennen, wann der Strom am billigsten ist, die Waschmaschine schaltet sich dann automatisch an — ein Mittel, die Nachfrage zu regulieren, wenn mehr Wind- und Sonnenstrom ins Netz kommt. „In einigen Jahren wird das ein großes Thema sein“, sagt der Sprecher der deutschen Hausgeräte-Industrie, Reinhard Zinkann, zugleich Miele-Chef.
Er räumt aber ein: „Es ist noch ein langer Weg.“ Bislang böten gut 100 von 900 Anbietern überhaupt die flexiblen Stromtarife dafür. Die notwendigen Stromzähler gibt es vor allem in Pilotprojekten. Es fehlen Standards und Vorgaben der Politik. Das Beratungsunternehmen Arthur D. Little erwartet den Durchbruch nun 2013.
„Smart ist Energie, die man gar nicht erst verbraucht“, heißt es deshalb auf einem Messestand. Die neuen Energieeffizienzklassen für Hausgeräte „A++“ und „A+++“ — offiziell erst von Dezember an — locken schon jetzt Kunden, wie der Zentralverband der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie berichtet.
Im ersten Halbjahr 2011 gehörte demnach schon jedes zehnte Hausgerät, das in Westeuropa verkauft wurde, zur höchsten oder zweithöchsten Energie-sparklasse.
Aus Asien kommt auf die IFA ein neuer Trend: Die Bedienung der Hausgeräte über das internetfähige Handy. „Damit kann ich im Supermarkt über mein Handy abrufen, was noch im Kühlschrank ist“, erklärt LG-Vertriebsmanager Peter Körsgen.
Ansonsten kann man auch den selbstfahrenden Staubsauger von unterwegs anwerfen oder überprüfen, wie weit die Waschmaschine ist.
Daneben spielt aber auch bei den Koreanern Energiesparen eine große Rolle: „A+++ reicht schon nicht mehr, man bräuchte A-fünf-Mal-Plus.“