Henkel geht nach Rekordjahr auf Einkaufstour
Düsseldorf (dpa) - Henkel geht nach Rekorden bei Umsatz, Ergebnis, Ertragskraft und Dividende weltweit auf Firmenjagd: Der Klebstoff- und Waschmittelriese hält mit einem Finanzierungsspielraum von mehr als drei Milliarden Euro Ausschau nach Übernahmekandidaten.
„Wir haben reichlich Spielraum“, sagte Vorstandschef Kasper Rorsted am Mittwoch bei der Bilanzvorlage 2012 in Düsseldorf. Firmenzukäufe seien sowohl in Industrieländern als auch in den schnell wachsenden Schwellenländern vorstellbar. Welche Übernahme Henkel angehen werde, richte sich nach den Kaufgelegenheiten. Henkel hat seine Schulden aus der letzten Milliardenübernahme von 2008 nahezu komplett abgebaut.
Henkel verdient zur Freude seiner Aktionäre und den weltweit knapp 47 000 Mitarbeiter so gut wie noch nie. 2012 kletterte das Ergebnis vor Steuern und Zinsen um ein Viertel auf den Höchstwert von knapp 2,2 Milliarden Euro. Der Gewinn stieg unter dem Strich sogar um fast ein Drittel auf mehr als 1,5 Milliarden Euro.
Der Umsatz legte 2012 um fast sechs Prozent auf den neuen Höchststand von 16,5 Milliarden Euro zu. Getrieben wurden die deutlichen Steigerungen von Preiserhöhungen, Einsparungen und Produkt-Innovationen. Alle drei Sparten des Konzerns Klebstoffe (Pritt, Pattex), Waschmittel (Persil, Spee) und Kosmetik (Schwarzkopf, Fa) wuchsen profitabel, unterstrich der Vorstandschef.
Die Aktionäre können sich über eine höhere Gewinnausschüttung freuen. Für 2012 hebt Henkel die Dividenden je Vorzugs- und Stammaktie jeweils um rund 19 Prozent an. Das kommt unter anderem der Gründerfamilie Henkel zu Gute, die die Mehrheit der Stammaktien besitzt. Die im Dax notierte Vorzugsaktie stieg am Mittwoch auf ein neues Allzeithoch von zeitweise 70,93 Euro (plus 3,3 Prozent).
Der Belegschaft winkt eine Sonderprämie, weil 2012 längerfristige Finanzziele erreicht wurden, die der Vorstand 2008 aufgestellt hatte. Bei einem normalen Tarifangestellten in Deutschland sind das etwa 1000 Euro extra. Bei Rorsted selbst machen diese Sonderzahlungen insgesamt gut 2,3 Millionen Euro aus. Er verdiente 2012 knapp 6,2 Millionen Euro, das sind 1,38 Millionen Euro oder gut ein Viertel mehr als 2011.
Rorsted will den Sparkurs fortsetzen und die Profitabilität weiter steigern. Die Umsatzrendite soll - bereinigt um Einmaleffekte und Aufwendungen für den Konzernumbau - 2013 auf etwa 14,5 Prozent gesteigert werden. In den Jahren 2008 bis 2012 wurde die bereinigte Umsatzrendite bereits von 10,3 auf 14,1 Prozent verbessert. Kern der längerfristigen Finanzziele waren 14 Prozent. Einen höheren Gewinn als 2012 hatte Henkel nur 2004 durch den Verkauf einer Beteiligung erzielt. In diesem Jahr soll der Umsatz um drei bis fünf Prozent ohne Wechselkurseffekte und Verkäufe oder Zukäufe zunehmen. Zudem soll das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie etwa zehn Prozent steigen.
Die Finanzgemeinde wartet schon seit längerem darauf, dass Henkel wieder einen größeren Coup landet. Der letzte Großeinkauf reicht ins Jahr 2008 zurück. Damals übernahm Henkel für umgerechnet fast vier Milliarden Euro den US-Klebstoffhersteller National Starch, womit der Düsseldorfer Konzern zur Nummer eins in der Klebstoffwelt aufstieg. Manche Analysten glauben, dass Henkel derzeit bis zu fünf Milliarden Euro ausgeben könnte, ohne sein Bonitätseinstufung bei den großen Ratingagenturen zu gefährden. Eine ersten kleineren Zukauf gab Henkel vor wenigen Wochen mit der Übernahme von Waschmittelmarken in Polen bekannt.
2013 ist nach Vorstandsangaben kein deutlicher Stellenabbau im Düsseldorfer Konzern zu erwarten. Die Mitarbeiterzahl sank in den vergangenen Jahren infolge des tiefgreifenden Konzernumbaus, durch Sparrunden und die Integration von National Starch jedoch stetig. Am Jahresende 2012 beschäftigte Henkel weltweit 46 610 Mitarbeiter, das sind 655 weniger als ein Jahr zuvor. Im Vergleich zum Jahresende 2008 hat Henkel heute weltweit insgesamt 8500 Mitarbeiter weniger.