Digital-Coaches beraten zögerliche Händler So wird auch ein Internet-Muffel im Einzelhandel digital
Düsseldorf · Land und Handelsverband wollen mit Digital-Coaches versuchen, Vorbehalte der Unternehmer bei ersten Schritten zu überwinden.
Dass das Internet in der Handelsbranche (wie auch anderswo) in den vergangenen Jahren einen tiefgreifenden Strukturwandel bewirkt hat, dürfte auch der letzte Einzelhändler bemerkt haben. Manch einer gab sich Amazon & Co. geschlagen und machte sein Geschäft zu. Umso mehr verwundert es, dass 50 bis 70 Prozent der Einzelhändler weiterhin keine Digitalstrategie für ihre Unternehmen haben.
Diese Zahlen könnte Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands NRW, genau so nennen. Doch damit es nicht so drastisch klingt, formuliert er es positiv: „30 bis 50 Prozent haben eine Digitalstrategie.“ Und die anderen? Sie schauen zu, wie der Umsatz des Onlinehandels weiter wächst – um 8,5 Prozent im vergangenen Jahr. Auf Kosten derjenigen, die sich nicht beteiligen.
Minister Pinkwart: Verbraucher in beiden Welten abholen
NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) mahnt die Händler, dass Kunden sich heute längst ganz selbstverständlich zwischen digitaler und analoger Welt bewegen und dass stationäre Händler die Verbraucher dann eben auch in beiden Welten abholen müssten. Die Digitalisierung könne dabei helfen, interne Prozesse zu optimieren. Und so die Zukunftsfähigkeit des stationären Handels zu stärken. Davon hätten alle etwas, es gehe auch um die Attraktivität der Innenstädte.
Handelsverband und Wirtschaftsministerium belassen es nicht bei Appellen, sondern haben sich ein neues Instrument überlegt, um eben diese Ziele zu verfolgen. Vier sogenannte Digital-Coaches sollen in digitalen Fragen unerfahrenen Einzelhändlern helfen, ihre Hemmschwelle zu überwinden. Eine Hemmschwelle, die laut Peter Achten verschiedene Ursachen haben kann: Manche hätten Bedenken, sich in den Fußangeln des Datenschutzes zu verheddern. Sie fürchten, abgemahnt zu werden. Andere scheuen notwendig werdende Investitionen.
Diese Bedenken sollen nun zerstreut werden – eben durch die Digital-Coaches. Vier Berater, die von Düsseldorf, Dortmund, Bielefeld und Köln aus Einzelhändler in ganz NRW bei der Orientierung und praktischen Umsetzung der Schritte in die digitale Welt unterstützen werden. Das Modellprojekt ist auf drei Jahre angelegt, die Kosten von 1,4 Millionen Euro tragen das Land NRW und der Handelsverband NRW je zur Hälfte.
Ab kommendem Jahr sollen die vier Berater auf Anforderung der Einzelhändler in die Betriebe hineingehen, diese kostenlos beraten. Und ihnen helfen, erste Schritte in die digitale Welt zu gehen, sich mit anderen Händlern oder Dienstleistern zu vernetzen. Achten: „Es geht um Transfer und Vernetzung. Es gibt so viele Angebote. Das Wissen darum muss auf den Markt gebracht werden.“
Als Pinkwart und Achten das Projekt am Donnerstag in Düsseldorf vorstellen, ist ein solcher Digital-Coach dabei: Markus Schaaf hat Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Handel und E-Business studiert. Was würde er tun, wenn ihn etwa ein Buchhändler kontaktiert, weil er in der zunehmend digitaler werdenden Welt seine Felle schwimmen sieht? Dem würde er etwa zu Kooperationen mit anderen Buchhändlern raten, sagt Schaaf. Und auch erstmal bei ganz einfachen Schritten zur Seite stehen, etwa, wie man einen Business-Eintrag bei Google umsetzt, um im Netz gut auffindbar zu sein. Oder einen Online-Auftritt zu starten.
Die Digital-Coaches, so die Idee, sollen Ängste abbauen. Auch wenn nicht jeder einen Onlineshop brauche, so Achten, erleichtere die Digitalisierung doch auch das tägliche Geschäft: „Oft fehlt nur der erste Schritt oder die konkrete Richtung. Hier sollen die Digital-Coaches Chancen und konkrete Optionen aufzeigen. Sind die erst mal erkannt, dann helfen die Digital-Coaches, die richtigen Partner für die Umsetzung zu finden.“
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