Hochtief-Betriebsrat droht IG Bau

Madrid/Essen (dpa) - Im Übernahmekampf um Hochtief wachsen die Spannung auf Arbeitnehmerseite. Betriebsratschef Siegfried Müller droht der IG Bau nach der Vereinbarung mit dem spanischen ACS-Konzern Konsequenzen an.

Zeitgleich konnten die Spanier, die Hochtief gegen den Willen der Essener übernehmen wollen, ihren Aktienanteil steigern. „Wir sind bestürzt und müssen überdenken, wie die Zusammenarbeit mit der IG Bau weitergeht“, sagte Müller am Donnerstag der dpa. Die Aussagen seien fast schon geschäftsschädigend. Der „Welt“ (Donnerstag) sagte Müller, er sei „völlig konsterniert“. Hintergrund ist eine Vereinbarung zwischen ACS und der Gewerkschaft für den Fall der Übernahme durch die Spanier.

Ein Aufsichtsratsmitglied der Arbeitnehmerseite forderte den Rücktritt der beiden IG-Bau-Vertreter, darunter Gewerkschaftschef Klaus Wiesehügel, in den Ausschüssen des Kontrollgremiums. Es herrsche kein Vertrauen mehr zur IG Bau. Vereinbarungen seien hinter dem Rücken der Arbeitnehmervertreter getroffen worden. „Es ist die Frage, ob wir die Gewerkschaft wechseln“, sagte der Aufsichtsrat- Vertreter der dpa.

In dem gemeinsamen Papier von ACS und IG BAU werden die Eigenständigkeit von Hochtief und der Hauptsitz in Essen festgeschrieben. Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen würden garantiert. ACS werde den Vorstand nicht zu betriebsbedingten Kündigungen bei deutschen Arbeitsverhältnissen drängen und eine Strategie zum Ausbau des deutschen Marktes unterstützen. IG-BAU- Sprecher Ruprecht Hammerschmidt hatte die Vereinbarung als „eine schriftliche Zusage von hoher Qualität“ gelobt. Betriebsrat Müller betonte, Kündigungen seien ohnehin bis 2012 nicht möglich.

Im Übernahmekampf konnte ACS unterdessen erstmals ein großes Aktienpaket einsammeln. Am Mittwochabend wurden nach ACS-Angaben rund 350 000 Aktien zum Tausch gegen ACS-Papiere angeboten. Damit steigt der Anteil an Hochtief auf 27,72 Prozent, wie der Konzern auf seiner Internetseite mitteilte. Die Spanier wollen bis zum Ende der Angebotsfrist am 29. Dezember die 30-Prozent-Schwelle erreichen. Sie haben den Aktionären ein Umtauschangebot von 9 ACS-Papieren gegen 5 Hochtiefpapiere gemacht. Hochtief empfiehlt den Aktionären die Ablehnung, weil das Angebot zu niedrig sei und nicht den Wert von Hochtief widerspiegele.

Welcher Hochtief-Aktionär das erste große Tauschgebot vorgelegt hat, ist unklar. Der US-Fonds Southeastern hatte vor einer Woche den Tausch von rund zwei Millionen Aktien angekündigt. Ein Sprecher der deutschen Vertretung in Frankfurt sagte, die Anteile würde über mehrere Tage verteilt und über verschiedene Depots und Banken angeboten. Er könne aber nicht bestätigen, dass die rund 350 000 Anteile von Southeastern stammen. Er betonte, dass nach wie vor geplant sei, nicht mehr als die rund zwei Millionen Aktien zu tauschen. Damit allein käme ACS nicht auf 30 Prozent. Eine ACS- Specherin in Frankfurt konnte nach eigenen Worten ebenfalls nicht sagen, von welchem Aktionär die Papiere stammen.

Sollte die Tranche von anderer Seite kommen, könnte sich ACS Hoffnung machen, die 30-Prozent-Hürde zum Angebotsende zu überschreiten. In diesem Fall könnte ACS später ohne weitere börsenrechtliche Hürden die Mehrheit anpeilen. Bleiben die Spanier nach Ablauf der Angebotsphase und gegebenenfalls auch nach einer Verlängerung bis Mitte Januar unter 30 Prozent, können sie ihr freiwilliges Angebot zwar wiederholen. Das könnte aber teuer werden, wenn der Hochtief-Aktienkurs hoch bleibt. Unklar ist auch noch, ob Hochtief eine weitere Kapitalerhöhung vornimmt und damit erneut den ACS-Anteil wie schon zuvor mit dem neuen Großaktionär Katar verwässert.