Hoffnungsschimmer am US-Jobmarkt: 103 000 neue Stellen
Washington (dpa) - Rührt sich endlich etwas am trüben amerikanischen Arbeitsmarkt? Im September übertrafen die Zahlen die Erwartungen der Experten. Doch ist der Zuwachs immer noch zu gering, um die Quote zu drücken.
Und Präsident Obama ringt weiter um sein Jobpaket.
Im September kamen nach Mitteilung des Arbeitsministeriums vom Freitag 103 000 Stellen hinzu - und damit deutlich mehr als erwartet. Die Arbeitslosenquote lag allerdings weiter bei hohen 9,1 Prozent. Ökonomen hatten mit einem Zuwachs von lediglich um die 60 000 Stellen gerechnet.
Positiv auch die Korrekturen der Vormonate: Im August kamen demnach 57 000 Jobs hinzu. Zuvor hatten die Statistiker Nullwachstum gemeldet. Im Juli wurden 127 000 neue Stellen registriert, nachdem zuvor von 85 000 die Rede war. Zuwächse gab es im September vor allem in Dienstleistungssegment, im Gesundheitssektor und im Baugewerbe.
Das Weiße Haus nannte die Arbeitslosenquote trotz des überraschend hohen Stellenzuwachses nach wie vor „inakzeptabel hoch“. „Wir brauchen ganz klar schnelleres Wirtschaftswachstum, damit Amerikaner wieder Arbeit finden“, betonte Katherine Abraham, Wirtschaftsberaterin von Präsident Barack Obama. Deshalb müsse der US-Kongress schnell Obamas Milliarden-Jobpaket verabschieden.
„Wir befinden uns in einer Erholung mit langsamem Wachstum“, sagte Ökonom Patrick O'Keefe der Fachagentur Bloomberg vor Veröffentlichung der jüngsten Zahlen. „Wir fallen nicht zurück, aber wir verringern auch nicht das außergewöhnlich hohe Niveau der Arbeitslosigkeit.“ Laut Bloomberg liegt die Arbeitslosenquote seit Februar 2009 über acht Prozent - die längste Periode mit solch hohem Stellenmangel seit Beginn der monatlichen Job-Aufzeichnungen in den USA 1948.
Insgesamt waren laut Ministerium 14 Millionen Amerikaner ohne Job. Das jüngste Stellenplus beinhaltet allerdings die Rückkehr von 45 000 Beschäftigten des Telekomsektors, die wegen eines Streiks im August aus der Statistik herausgefallen waren. In der Privatwirtschaft zählten die Statistiker 137 000 neue Arbeitsplätze, während zugleich im öffentlichen Dienst 34 000 Jobs wegfielen.
Bis August hat die weltgrößte Volkswirtschaft Bloomberg zufolge rund 1,9 Millionen der 8,75 Millionen in der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise verlorenen Stellen wiedergewonnen. Um die Arbeitslosenquote nachhaltig um einen Prozentpunkt pro Jahr nach unten zu drücken, sei ein monatlicher Zuwachs von rund 200 000 Job vonnöten, sagte Ökonom Eric Green von TD Securities in New York.
Präsident Obama kämpft noch immer um die Verabschiedung seines 450 Milliarden Dollar (336 Mrd Euro) schweren Jobpakets. Die Initiative soll nach den Worten des Präsidenten 1,9 Millionen zusätzliche Jobs schaffen. Obama will das Paket unter anderem mit Steuererhöhungen für die Reichen finanzieren. Die Republikaner, die im Repräsentantenhaus die Mehrheit haben, lehnen dies strikt ab.
Erst am Donnerstag hatte Obama gewarnt, es gebe keinen Zweifel, dass Amerikas Konjunktur derzeit schwächer sei als zum Jahresbeginn. Der Kongress müsse das Programm jetzt rasch verabschieden, die Republikaner müssten ihre Blockadepolitik aufgeben. Es sei keine Zeit für „politische Spiele“, sagte Obama.
US-Notenbankchef Ben Bernanke hatte unlängst in ungewohnt deutlichen Worten die Lage am Arbeitsmarkt als „nationale Krise“ bezeichnet. Etwa 45 Prozent der Arbeitslosen hätten länger als ein halbes Jahr keine Stelle. Das sei ohne Beispiel, sagte Bernanke.