Hohe Strafe für Deutsche Bank
Die EU-Kartellwächter verdächtigen internationale Banken, Zinssätze manipuliert zu haben. Sie bieten einen Vergleich an.
Brüssel/London. Die EU-Kommission macht Medienberichten zufolge bei der Aufarbeitung des Skandals um die Manipulation von Referenzzinssätzen Druck. Noch in diesem Jahr wollten sich die Wettbewerbshüter mit der Deutschen Bank und fünf weiteren internationalen Finanzinstituten auf Strafen jeweils im dreistelligen Millionenbereich verständigen, berichteten die Zeitungen „Wall Street Journal“ und die „Financial Times“ (FT) gestern. Allerdings seien nicht alle beteiligten Banken zu einem schnellen Vergleich bereit.
Laut „FT“ wollen neben der Deutschen Bank die Royal Bank of Scotland (RBS) und die französische Société Générale das Angebot der EU annehmen. Es sieht unter anderem einen zehnprozentigen Straferlass vor. Die US-Bank JPMorgan, die britische HSBC und die französische Crédit Agricole lehnten den Vergleich als übertrieben hoch ab. Die britische Barclays soll straffrei bleiben, da sie zur Aufklärung beigetragen habe.
Der „FT“ zufolge geht es im Schnitt um Strafen von 800 Millionen Euro pro Bank. Zusammen wäre es mit Abstand die höchste jemals verhängte Buße der EU. Bislang liegt der Rekord bei 1,5 Milliarden Euro.
Bereits seit zwei Jahren laufen die Ermittlungen durch die EU-Behörden. Der Verdacht konzentriert sich vor allem auf die Manipulation des Euribor-Zinssatzes, dem Euro-Bruder des in London festgestellten Libor. Diese gelten als Basis für Finanzgeschäfte, viele Kredite sind an die Referenzkurse gekoppelt.
Die Deutsche Bank hatte im jüngsten Quartalsbericht eingeräumt, die Ermittlungen könnten zu „hohen Geldstrafen“ führen. Darum erhöhte sie ihre Rückstellungen für Rechtsrisiken in diesem Jahr auf insgesamt 4,1 Milliarden Euro. Neben der behördlichen Aufarbeitung drohen den Banken zudem hohe Schadensersatzansprüche von privater Seite. dpa