HSBC bekennt sich zum Standort London
London (dpa) - Europas größte Bank HSBC hat trotz der Gefahr eines britischen EU-Austritts ein langfristiges Bekenntnis zum Finanzplatz London abgelegt.
Nach fast einjähriger Prüfung verwarf das Institut eine mögliche Verlegung seines Hauptsitzes nach Hongkong. Der Vorstand habe sich einstimmig für einen Verbleib in der britischen Hauptstadt entschieden, teilte die Bank am Sonntag mit. Verwaltungsratschef Douglas Flint betonte, dass es sich um eine langfristige Entscheidung für mehrere Jahrzehnte handele.
Die britische Regierung reklamierte die Entscheidung als einen wichtigen Erfolg für sich. „Es ist ein Vertrauensbeweis für den Wirtschaftsplan der Regierung und ein Schub für unser Ziel, Großbritannien zu einem Zentrum für Geschäfte mit China und dem Rest von Asien zu machen“, betonte eine Sprecherin des Finanzministeriums.
Ressortchef George Osborne hatte den Großbanken nach dem klaren Wahlsieg der konservativen Tories im vergangenen Mai steuerliche und regulatorische Zugeständnisse gemacht. Er war damit vom bisherigen Kurs nach der Finanzkrise abgerückt. Unter anderem hatte der Politiker die Führung der wichtigsten Finanzaufsichtsbehörde FCA neu geregelt. HSBC beschäftigt in Großbritannien rund 45 000 Menschen und ist ein wichtiger Steuerzahler.
Unter den Finanzfirmen hatte vor allem HSBC mit dem Umzug in ein anderes Land gedroht, falls die Regulierungsflut für Banken in Großbritannien nicht gestoppt würde. Dabei galt Hongkong als Favorit. HSBC macht einen Großteil seiner Geschäfte in Asien. Dort liegen auch die Wurzeln der Bank, deren Kürzel für „Hongkong and Shanghai Banking Corporation“ steht. Die ersten Filialen waren 1865 in Hongkong eröffnet worden.
Die unklare Zukunft von Großbritannien in der Europäischen Union spielte für HSBC bei der Entscheidung zugunsten Londons keine große Rolle. Sollte das Land aus der EU austreten, werde die Bank nur einige Aufgaben und Jobs von London nach Paris verlagern, sagte Verwaltungsratschef Flint. „Wir sind in der glücklichen Lage, eine bedeutende Bank in Frankreich zu haben.“ Er betonte aber, dass es sein Haus lieber sähe, wenn Großbritannien in der EU bleibe.
Der britische Premier David Cameron will seine Landsleute noch in diesem Jahr über einen „Brexit“ genannten EU-Austritt entscheiden lassen. Er dringt auf Reformen der EU. Bei ihrem Gipfeltreffen in dieser Woche wollen die EU-Staats- und Regierungschefs der Londoner Regierung entgegenkommen.