HSBC verliert an Schwung - Botschafts-Konten auf Prüfstand
London (dpa) - Nach einem Gewinnanstieg in der ersten Jahreshälfte stellt sich die britische Großbank HSBC auf schwierigere Zeiten ein. Vor allem die schwächere Wirtschaftsentwicklung in den Schwellenländern macht dem Institut zu schaffen.
Der Vorsteuergewinn wuchs in den ersten sechs Monaten um 10 Prozent auf 14,1 Milliarden Dollar. Die Bank profitierte davon, dass sie für faule Kredite gut ein Drittel weniger abschreiben musste als vor einem Jahr. Zudem zahlt sich das harte Sparprogramm zunehmend aus.
Den Überschuss konnte das Institut um knapp 22 Prozent auf 10,3 Milliarden US-Dollar (rund 7,8 Mrd Euro) steigern, wie es am Montag in London mitteilte. Hier kam der Bank auch eine geringere Steuerlast zugute.
Allerdings schwächte sich die Entwicklung im zweiten Quartal ab. Zudem verfehlte die Bank die Erwartungen von Analysten. HSBC-Aktien
verloren am Montag bis zum Mittag fast 4 Prozent an Wert.
Dunkle Wolken sieht die Bank, die gut durch die Finanzkrise kam,
in den Schwellenländern aufziehen. „Die Entwicklung in den schnell
wachsenden Märkten hat sich in den vergangenen Quartalen verlangsamt“, sagte Vorstandschef Stuart Gulliver. „Auch die
Schwellenländer gehen durch Zyklen, und das trifft unsere Erträge und
das Gewinnwachstum.“ Die Bank ist in rund 80 Ländern aktiv und
traditionell in Asien besonders stark. In den Industrieländern
beurteilt die Bank die Stimmung ohnehin als gedämpft.
Gulliver hat seit seinem Amtsantritt 2011 die Großbank massiv
umgebaut. Mittlerweile hat er 54 Geschäftsbereiche geschlossen oder
losgeschlagen. Im Mai verkaufte das Institut sein US-Kreditkartengeschäft für gut 2,5 Milliarden US-Dollar. Im März war die Bank ein 3,2 Milliarden Dollar umfassendes Konsumentenkreditpaket in den USA losgeworden. Künftig werde die Trennung von Geschäftsteilen aber langsamer laufen, sagte Gulliver.
Der Manager baute bislang rund 40 000 von zuvor fast 300 000
Stellen ab und drückte so die jährlichen Kosten um 4,1 Milliarden
Dollar. Ende Mai hatte er ein neues Sparprogramm angekündigt. Bis
Ende 2016 will Gulliver die Stellenzahl auf 240 000 bis 250 000
reduzieren. So sollen die jährlichen Aufwendungen bei Europas größter
Bank um zusätzliche zwei bis drei Milliarden Dollar gedrückt werden.
Am Wochenende hatten Berichte für Aufruhr gesorgt, dass die Bank
im Rahmen der Neuordnung von Geschäftsfeldern mehr als 40
ausländischen Botschaften und Konsulaten in Großbritannien Konten
gekündigt haben soll, darunter dem Vatikan. HSBC hatte im vergangenen
Jahr eine Rekordstrafe von 1,92 Milliarden Dollar zahlen müssen. Die
USA hatten der Bank vorgeworfen, über Jahre hinweg Geldwäsche
unterstützt zu haben.
Ein Sprecher der Bank erklärte, HSBC überprüfe seit Mai 2011 die Strategie in verschiedenen Feldern, der Service für Botschaften bilde da keine Ausnahme. Man äußere sich aber nicht zu individuellen Kunden-Beziehungen.