Kaufpreis: Eine Milliarde Euro HSH Nordbank geht an Finanzinvestoren

Kiel/Hamburg (dpa) - Die erste Privatisierung einer deutschen Landesbank ist fast perfekt. Die Länder Schleswig-Holstein und Hamburg unterzeichneten einen Vertrag über den Verkauf der HSH Nordbank an eine Gruppe von US-Finanzinvestoren.

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Dies teilten die Regierungschefs Daniel Günther (CDU) und Olaf Scholz (SPD) nach einer gemeinsamen Sitzung ihrer Kabinette in Kiel mit. Die Investoren um die New Yorker Investmentgesellschaft Cerberus und den Investor J. Christopher Flowers zahlen rund eine Milliarde Euro für die Anteile.

Zum endgültigen Abschluss der Transaktion sind nun noch die Zustimmung der Landesparlamente, der Bankenaufsicht und der EU-Kommission sowie die Überleitung der Bank aus dem Sicherungssystem der Sparkassen in das System der privaten Banken erforderlich. Die Bank erwartet den Abschluss bereits im zweiten oder dritten Quartal, die schleswig-holsteinische Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) bis Ende des Jahres.

Cerberus und Flowers halten künftig rund 80 Prozent des Instituts, kleinere Anteile gehen an die amerikanische Gesellschaft GoldenTree und an Centaurus Capital aus London sowie an die österreichische Bawag, die Cerberus zuzurechnen ist. Die Länder verzichten auf die Möglichkeit, vorübergehend an einer Minderheitsbeteiligung festzuhalten.

„Für unsere Bank beginnt eine neue Zeitrechnung“, sagte Vorstandschef Stefan Ermisch. Die Bank habe mit ihrer soliden operativen Entwicklung die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Eigentümerwechsel geschaffen. Die künftigen Eigentümer gehörten weltweit zu den erfahrensten Finanzinvestoren im Bankensektor. „Das wird uns zusätzliche Chancen eröffnen, im Wettbewerb ohne die bisherigen Auflagen der EU zu agieren.“

Notwendig geworden war der Verkauf durch eine Auflage der EU-Kommission, nachdem die Länder die Bank zwei Mal mit staatlichen Mitteln vor der Insolvenz gerettet hatten. Für die Länder endet damit ein Finanzdesaster, das sich über rund zehn Jahre seit dem Beginn der globalen Finanzkrise hinzog und von zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Fehleinschätzungen geprägt war.

Den Grundstein dafür legte die Bank mit einer überzogenen Expansionsstrategie in den Jahren 2003 bis 2007. „Wir haben nichts falsch gemacht“, sagte Scholz. Die Länder hätten ein gutes Verkaufsergebnis erzielt, gemessen an den schlechten Ausgangsbedingungen.

Die Haushalte der beiden Länder werden voraussichtlich mit je 5,4 Milliarden Euro belastet, maximal mit je 7,0 Milliarden Euro. Das entspricht insgesamt 14 bis 17 Elbphilharmonien. Darin sind noch nicht einmal alle Kosten enthalten, etwa der Wertverlust der Bank. Die Sonderbelastung durch die HSH Nordbank führt bei den beiden Ländern zu steigender Verschuldung, während die Schulden aller anderen Bundesländer gegenwärtig sinken. Nach dem Verkauf ist zudem mit dem Verlust von mehreren hundert der rund 2000 Arbeitsplätze zu rechnen.

Um eine glaubhafte Prognose und die Genehmigung aller Behörden zu erreichen, werden die Finanzinvestoren die Bank um nahezu alle Altlasten bereinigen. Faule Kredite würden aus der Bank herausgenommen, teilten die Käufer mit. Damit würden die Problemkredite von 11,7 auf weniger als zwei Prozent des Kreditbuchs reduziert und auch im europäischen Vergleich einen guten Wert erreichen.

Gleichzeitig machten Schiffskredite dann nur noch rund acht Prozent der Bilanzsumme aus. Durch die Privatisierung komme es zu einmaligen Bewertungseinbußen, die zu einem Verlust vor Steuern im mittleren dreistelligen Millionenbereich führen würden. Dies könne die Bank jedoch gut verarbeiten. Ohne diese Effekte hätte das Geldhaus im vergangenen Jahr 290 Millionen Euro Gewinn vor Steuern erreicht.