Hundekekse am Bankschalter

Eine neue Privatkundenbank will den Markt aufmischen.

London. Die Wunden der Finanzkrise sind noch nicht ganz verheilt - und da geht in der Finanzmetropole London, die wie keine zweite für die Gier der Branche gebrandmarkt wurde, die erste neue Privatkundenbank seit mehr als 150 Jahren an den Markt. Die Metrobank will mit einem völlig neuen Konzept enttäuschte Anleger und Sparer gewinnen. Ihr Angebot ist eine Mischung aus Anti-Bank, Hotel und Serviceparadies wie in den USA. Ihr Motto ist Programm: "Join the revolution" (Schließt euch der Revolution an).

Mitarbeiter der neuen Bank, die die britischen Nationalfarben rot, blau und weiß trägt, erhalten ihren Bonus nach Kundenzufriedenheit statt nach ihren Verkaufszahlen. Kunden werden von Menschen statt von Computern beraten. Das Geschäft hat werkstags von 8 bis 20 Uhr und auch samstags und sonntags geöffnet. Der Kunde soll König sein: keine Warteschlange, keine Pauschalaussagen. Wenn ein Kleinunternehmer keinen Kredit bekommt, soll er wissen, warum - und mit welcher Strategie es doch klappt. Die Kreditkarte wird in der Bank ausgedruckt statt per Post zugeschickt.

Die Metrobank wolle das "kuschelige Oligopol" im Bankenwesen knacken, sagt Bankdirektor Anthony Thomson. "Das Volk wird mit den Füßen abstimmen." Er ist überzeugt, dass viele Kunden zu ihm wandern werden. "Wir behandeln das Bankgeschäft erstmals als Einzelhandel." In zehn Jahren sollen 200 Geschäfte - nicht Filialen - bis zu zehn Prozent Marktanteil im Londoner Speckgürtel haben.

Speck, Rührei, Grilltomaten, Champignons und gebackene Bohnen: Zur Eröffnung des ersten Geschäfts gab es englisches Frühstück. Den Briten soll bei Geldgeschäften wieder das Wasser im Mund zusammenlaufen. "Wir fragten Verbraucher, was sie an ihren Banken hassen, und machen nun genau das Gegenteil", sagt Thomson. So gibt es in dieser Nachtclub- und Kinofoyer-Atmosphäre Toiletten, eine Geldzählmaschine und Hundekekse für Vierbeiner, deren Besitzer ein Konto eröffnen wollen.

Hinter dem Geldhaus steht ein passionierter Banker und Hundebesitzer. Milliardär Vernon Hill importiert diese Freude am Kunden aus den USA. Dort hatte er in den 1970er Jahren die Commerce Bancorp gegründet und mehr als 500 Filialen errichtet.