Insolvente Fluggesellschaft Hunderte Air-Berlin-Mitarbeiter erhalten bald die Kündigung
Berlin (dpa) - Nach dem Ende des Flugbetriebs bei Air Berlin bleibt hunderten Mitarbeitern nur noch der Gang zur Arbeitsagentur. Sie sollen noch im November die Kündigung erhalten, wie die Fluggesellschaft in einer internen Mitteilung ankündigte.
Zum Beginn des Insolvenzverfahrens am 1. November sind sie freigestellt. Nun soll mit den Arbeitnehmervertretern ein Interessenausgleich und ein Sozialplan vereinbart werden. Personalchefin Martina Nieman riet den Kollegen, sich schnellstmöglich bei der Agentur für Arbeit zu melden. Sie kündigte weitere Jobmessen an.
Betroffen sind Piloten und Flugbegleiter der Stationen Berlin, Düsseldorf, München, Paderborn, Leipzig und Nürnberg sowie die in Frankfurt stationierten Piloten. Auch ein großer Teil des Bodenpersonals wird nicht mehr gebraucht; diese Beschäftigten könnten in eine Transfergesellschaft wechseln, hieß es. Eine konkrete Zahl der Kündigungen nannte das Unternehmen nicht.
Am Freitag hatte es den letzten Air-Berlin-Flug gegeben. „Wir haben einen traurigen Tag voller Emotionen und Abschiedsschmerz erlebt, der uns lange im Gedächtnis bleiben wird“, heißt es in dem internen Schreiben. Der größte Teil des Unternehmens soll von Lufthansa übernommen werden, weitere Teile von Easyjet sowie dem Logistiker Zeitfracht und der Wartungsfirma Nayak.
Air Berlin hatte zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags Mitte August rund 8000 Beschäftigte. Bis vor zwei Wochen hatten schon mehr als 600 von ihnen das Unternehmen verlassen. Mehr als 2000 Mitarbeiter der Air-Berlin-Töchter Luftfahrtgesellschaft Walter (LGW), Niki, Leisure Cargo und Air Berlin Technik werden von den Käufern direkt übernommen. Weitere 2300 Stellen sind bei den Käufern ausgeschrieben.
Gut 1700 Kollegen können in Transfergesellschaften wechseln, die sie bis Ende April nach Möglichkeit auf neue Stellen vermitteln sollen. Darunter sind 1200 Verwaltungsmitarbeiter, für die Air Berlin und der Senat gemeinsam eine Transfergesellschaft finanzieren. Air Berlin hatte mitgeteilt, bis zu 3,8 Millionen Euro zu zahlen und das Land um 11,5 Millionen Euro gebeten.
Das Land Berlin sagte nun zu, eine Transfergesellschaft für die Verwaltungsangestellten mitzufinanzieren. „Das Land Berlin wird einen Zuschuss von bis zu 11,5 Millionen Euro dazugeben“, bestätigte eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Arbeit. Dem Unternehmen sei ein entsprechendes Angebot gemacht worden. „Die Summe steht ab sofort bereit.“
In einer Transfergesellschaft werden Mitarbeiter vorübergehend freiwillig angestellt, teils weiterqualifiziert und dann in neue Jobs vermittelt. Sie bekommen dort weniger Geld als zuvor, müssen sich aber nicht arbeitslos melden und gewinnen Zeit für die Stellensuche. Die Auffanggesellschaft für den Betriebsteil Boden sei für bis zu sechs Monate ausgelegt, erklärte die Sprecherin, mit der Finanzierungszusage könne das Unternehmen diese nun gründen.
Bis der Verkauf in einigen Monaten über die Bühne gegangen ist, fliegt ein Teil der Air-Berlin-Crews noch für Lufthansa, die vor einem Jahr bis zu 38 Maschinen samt Personal bei den Berlinern geleast hat. Mehr als 1000 Mitarbeiter werden dafür voraussichtlich bis Ende Januar benötigt.