Hypo Real Estate verliert auf der Zielgeraden die Chefin
München (dpa) - Der Bund muss nach dem überraschenden Rücktritt von HRE-Chefin Manuela Better die Spitze der verstaatlichten Immobilienbank rasch neu besetzen.
Die Managerin hatte am Dienstagabend die Brocken hingeworfen und die Hypo Real Estate mit sofortiger Wirkung verlassen. Schon ihr Vorgänger Axel Wieandt hatte der HRE 2010 plötzlich und wohl im Streit mit dem Bund den Rücken gekehrt.
Hintergrund für den Abgang von Better ist die Auseinandersetzung um den geplatzten Verkauf der irischen HRE-Tochter Depfa. Der Bund hatte sich entgegen den Vorstellungen Betters gegen den Verkauf entschieden und stattdessen die „Bad Bank“ für die Altlasten der HRE mit der Abwicklung der Depfa beauftragt - in der Hoffnung, auf diese Weise durch den Verkauf von Einzelposten mehr Geld einnehmen zu können.
Better, die diese Entscheidung kritisch gesehen hatte, sieht durch den Schritt das Vertrauensverhältnis zum Bund als Eigentümer der HRE erschüttert: „Nach der Entscheidung der FMSA gegen den ausverhandelten Verkauf der Depfa und für die von mir nicht präferierte Abwicklung der Depfa unter der FMS Wertmanagement habe ich keine Basis mehr für die Ausübung meiner Mandate gesehen.“
Eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums in Berlin sagte: „Wir bedauern die Entscheidung von Frau Better, die mit ihren Kenntnissen, ihrer Erfahrung und ihrem unermüdlichen Einsatz ganz wesentlich zur Stabilisierung und Neupositionierung der HRE beigetragen hat.“
Die HRE - damals noch ein erfolgreicher Dax-Konzern - hatte die Depfa 2007 für fünf Milliarden Euro gekauft. In der folgenden schweren Finanzkrise hatte die Tochter den Mutterkonzern beinahe in den Abgrund gerissen, die HRE wurde vom Bund gerettet und verstaatlicht.
Für die HRE kommt der Rücktritt Betters zur Unzeit, muss sich doch der Bund auf Druck der EU bis 2015 wieder aus der Bank zurückziehen. Dafür soll das inzwischen als Deutsche Pfandbriefbank auftretende Institut entweder verkauft oder an die Börse gebracht werden.
Kurz vor dem Ziel muss nun ein neuer Chef oder eine neue Chefin her. Wer immer auch an der Spitze stehen wird, muss sich rasch in das komplexe Thema einarbeiten - und damit rechnen, dass der Job möglicherweise befristet ist.
Die in der Öffentlichkeit kaum bekannte Better hatte in den vergangenen vier Jahren ihren schwierigen Job weitgehend lautlos erledigt. Vor allem sollte sie der Pfandbriefbank einen Neustart ermöglichen. Der größte Brocken auf diesem Weg war die Auslagerung von Risikopapieren im schwer vorstellbaren Wert von rund 170 Milliarden Euro im Oktober 2010. Unter dem Dach der sogenannten Bad Bank FMSW soll dieses Portfolio wieder zu Geld gemacht werden.
Dort sollen nun auch die Reste der Depfa abgebaut und verwertet werden. Better hegte daran wohl erhebliche Zweifel. Sie hatte den Verkaufsprozess vorangetrieben, dem Vernehmen nach fehlten nur noch die Unterschriften. Nach der überraschenden Absage des Deals durch den Bund Mitte Mai stand die Managerin dann einigermaßen blamiert da.
Jetzt muss für die HRE eine neue Führung gefunden werden. Zu Details des Prozesses wollte sich ein Sprecher am Mittwoch in München nicht äußern - auch nicht dazu, ob einer internen Lösung möglicherweise der Vorzug vor der aufwendigen Suche nach einem Kandidaten von außen gegeben wird. Immerhin zeigen auch die Zahlen der HRE, dass Better die Bank auf einen stabilen Kurs gebracht hat.