IG Metall erzielt bei VW 3,4 Prozent Plus samt Zuschlag
Wolfsburg/Hannover (dpa) - Durchbruch gegen Mitternacht: Die IG Metall hat für die rund 115 000 Haustarif-Beschäftigten beim Autobauer Volkswagen erneut einen Abschluss mit Zuschlag ausgehandelt.
Gewerkschaft und Arbeitgeber einigten sich in der Nacht auf 3,4 Prozent mehr Geld ab Juni bei 15 Monaten Laufzeit. Der beschlossene Tarifvertrag endet am 31. Mai 2016.
Damit liegt das Einkommensplus auf dem Niveau des jüngst erzielten Kompromisses im Flächentarif für die deutsche Metall- und Elektroindustrie. Je nach Entgeltgruppe haben die Mitarbeiter im VW-Haustarif pro Monat zwischen 65 und 209 Euro brutto mehr.
Zusätzlich bekommen sie 450 Euro für die betriebliche Altersvorsorge, um so drei anfängliche Nullmonate ohne Erhöhung aufzufangen. Die Kollegen im bundesweiten Flächentarif erhalten an dieser Stelle nur 150 Euro Einmalzahlung. „Der Rentenbaustein war der größte Knackpunkt“, sagte VW-Verhandlungsführer Martin Rosik am Morgen. Er gab zu: „Die Belastung ist schon deutlich höher, als es bei unseren Wettbewerbern der Fall ist.“ Die Mitarbeiter hätten es aber verdient.
„Im Ergebnis haben wir einen gerade noch tragbaren Kompromiss erzielt, der der enormen Leistung unserer Mitarbeiter Rechnung trägt“, meinte Rosik. Damit könne sich der Konzern wieder auf seine Kernaufgaben konzentrieren.
Die IG Metall wertete die zusätzlich zum Flächentarif erzielten Tarifleistungen als Erfolg. „Das Ergebnis kann sich im Vergleich zur Fläche sehen lassen - es ist ein ordentlicher Schlag Sahne obendrauf“, sagte Bezirkschef Hartmut Meine. Zumal die IG Metall die Zusicherung errang, dass VW in den nächsten drei Jahren mindestens 1400 Ausbildungsplätze statt der 1250 zugesagten Lehrstellen vorhält.
Der Konzern zahlt außerdem die Semestergebühren der dual Studierenden in Höhe von brutto 350 Euro. Auch die Leiharbeiter profitieren von einer 3,4-prozentigen Lohnerhöhung. Allerdings erhalten sie statt des ausgehandelten Rentenbausteins von 450 Euro eine Einmalzahlung von 150 Euro. Zusätzlich einigten sich beide Parteien auf einen „Zukunftsplan gute Arbeit“, der die Herausforderungen in einer sich ändernden Arbeitswelt durch zunehmende Vernetzung („Industrie 4.0“) in tariflichen und betrieblichen Vereinbarungen regeln soll.
Spätestens nach Ostern dürften die Arbeitsgruppen für den Plan eingesetzt werden, der sich den Themen „Gesund bleiben bei der Arbeit“, „Arbeit und Privatleben besser vereinbaren“, „Innovativ ausbilden und qualifizieren“, „Moderne Arbeitsorganisation und Flexibilität“ sowie dem „Ausbau der Altersvorsorge“ widmet.
Das Thema steht bei der IG Metall auch auf der Agenda der nächsten Tarifgespräche. Denn der VW-Tarifvertrag Altersteilzeit läuft Ende 2016 aus. Meine: „Das Thema Altersteilzeit werden wir 2016 garantiert ins Forderungspaket aufnehmen, um eine Anschlusslösung zu bekommen.“