Im Januar wieder mehr als drei Millionen Arbeitslose

Nürnberg (dpa) - Zum ersten Mal seit neun Monaten gibt es in Deutschland wieder mehr als drei Millionen Arbeitslose. Im Januar seien etwa 3,09 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit gewesen, berichteten Konjunkturforscher und Volkswirte deutscher Großbanken am Donnerstag in einer dpa-Umfrage .

Dies wären rund 310 000 mehr als im Dezember 2011, aber knapp 260 000 weniger als vor einem Jahr. Zuletzt hatte die Arbeitslosigkeit im April 2011 über dieser psychologisch wichtigen Marke gelegen. Die offiziellen Arbeitslosenzahlen will die Bundesagentur für Arbeit (BA) am kommenden Dienstag (31. Januar) bekanntgeben.

Nach Einschätzung der Fachleute hat der starke Anstieg der Erwerbslosenzahl zum Jahresauftakt allein saisonale Gründe. Zum einen ruhe in den frostigen Wintermonaten vielerorts auf dem Bau, in der Landwirtschaft und in Gärtnereien die Arbeit. Zum anderen baue der Handel nach dem Ende des Weihnachtsgeschäfts wieder Stellen ab. Auch andere befristete Arbeitsverträge endeten häufig am Jahresende; dieser Umstand lasse vorübergehend die Arbeitslosigkeit steigen, wie eine Bundesagentur-Sprecherin am Dienstag ergänzend erläuterte, ohne konkrete Zahlen zu nennen.

In den Augen der von dpa befragten Konjunkturforscher und Bankenvolkswirte fällt der saisonale Anstieg in diesem Jahr dennoch deutlich geringer aus als in den Vorjahren. „Das liegt zum einen an dem vergleichsweise milden Winterwetter im Januar“, erläutert Allianz-Arbeitsmarktexperte Rolf Schneider. „Zum anderen deutet sich an, dass die Konjunktur zum Jahresbeginn besser läuft als zunächst gedacht. Viele Unternehmen sind inzwischen wieder zuversichtlicher. Es deutet sich an, dass die Firmen nach einem schwachen vierten Vorjahresquartal im ersten Quartal 2012 wieder stärker expandieren“, fügte Schneider hinzu.

In guter Verfassung sieht derzeit auch der Arbeitsmarkt-Experte des Münchner Ifo-Instituts, Steffen Henzel, den Stellenmarkt: „Der Ifo-Geschäftsklimaindex zeigt, dass die Unternehmen recht positiv in die Zukunft schauen. Das sollte sich auch auf dem Arbeitsmarkt auswirken“, sagte Henzel. Ohne die im Januar üblichen Saisoneffekte wäre nach seiner Berechnung die Zahl der Arbeitslosen zum Jahresbeginn sogar um rund 20 000 gesunken. „Die Unternehmen sind weiterhin wettbewerbsfähig und können diesen Vorteil auf dem Weltmarkt ausspielen“, meint der Ifo-Experte. Entsprechend groß sei bei vielen Unternehmen die Nachfrage nach Arbeitskräften.