Im Test rollt der Rhein-Ruhr-Express schon

Siemens stellt den ersten Prototypen des Zuges vor, der zum Teil in Krefeld gebaut wird. Ende 2018 soll der RRX den Betrieb aufnehmen.

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Wegberg-Wildenrath. Dass Großprojekte im Zeitplan bleiben, war schon immer eher die Ausnahme und nicht die Regel. Die Herstellung der Züge für den Rhein-Rhein-Express (RRX) scheint so eine Ausnahme zu sein. Jedenfalls stellte Bahnbauer Siemens am Mittwoch im konzerneigenen Prüfzentrum in Wegberg-Wildenrath unweit der holländischen Grenze mit viel Tamtam den ersten Prototypen des neuen Zuges vor. Und tatsächlich ging bei der Testfahrt alles glatt.

Ihren Betrieb sollen die ersten Züge Ende 2018 aufnehmen. Bis alle sieben RRX-Linien (siehe Grafik) zur Verfügung stehen, werden vermutlich noch zwölf Jahre vergehen. Es könnte allerdings auch deutlich länger dauern.

Probleme sind weniger beim Bau der RRX-Züge zu erwarten. Schwierigkeiten dürfte es eher beim notwendigen Um- und Ausbau der Infrastruktur geben. Auf der Kernstrecke zwischen Köln und Dortmund sollen bis 2030 rund 2,65 Milliarden Euro investiert werden. Das Geld fließt unter anderem in den vollständigen Ausbau auf vier Gleise zwischen Köln-Mülheim und Düsseldorf-Benrath sowie auf sechs Gleise zwischen Düsseldorf und Duisburg. Viele Anwohner fürchten ein Übermaß an Lärm durch den stark wachsenden Zugverkehr. Klagen gegen die Projekte sind sicher.

Die Planer hoffen, dass die Züge auf der RRX-Kernstrecke zwischen Köln und Dortmund durch den Ausbau der Schienenwege im 15-Minuten-Takt fahren. Allein zwischen Köln und Düsseldorf werden werktags 60 Züge je Richtung verkehren — eine Steigerung des Angebots um mehr als 75 Prozent gegenüber dem derzeitigen Stand. Jeden Tag könnte der RRX dann mehr als 24 000 Personenfahrten von der Straße auf die Schiene verlagern.

An defekten Zügen sollen diese ehrgeizigen Ziele nicht scheitern. „Siemens garantiert eine 99-prozentige Verfügbarkeit der Züge für den fahrplanmäßigen Betrieb“, sagte Sabrina Soussan vor der Testfahrt. Sie ist Leiterin des Zuggeschäfts bei dem Münchner Konzern. Siemens hatte den Zuschlag zum Bau der 82 RRX-Züge im März 2015 erhalten. Gleichzeitig übernahm der Konzern für 32 Jahre die Wartung der Züge. Auftragswert für beide Leistungen: mehr als 1,7 Milliarden Euro.

Für Unmut sorgte damals die Tatsache, dass Siemens wesentliche Teile der RXX-Züge in Wien bauen lässt. Die damalige rot-grüne Landesregierung hatte gehofft, dass der Auftrag komplett dem Siemens-Standort Krefeld zufällt.

Jede Zugeinheit beim RRX besteht aus vier Wagen, von denen der erste und letzte jeweils über ein Deck für Fahrgäste verfügen. Die beiden mittleren Wagen haben dagegen zwei Stockwerke. Auf einer Länge von nur 105 Metern ergibt das einen Zug mit 400 Sitzplätzen. Kupplungen lassen es zu, zwei Züge zu einem Mega-RRX mit 800 Sitzplätzen zu verbinden.

Extra breite Doppeltüren ermöglichen schnelles Ein- und Aussteigen auch bei großem Andrang. Jeder Zug verfügt über Abstellmöglichkeiten für bis zu 18 Fahrräder, Kinderwagen oder Rollstühle. Siemens verspricht eine energie-effiziente und auch bei großer Hitze störungsfreie Klimatisierung. Zur Ausstattung der RRX-Flotte gehören WLAN und Steckdosen im ganzen Zug.