IMK-Studie Mehrwertsteuersenkung kurbelte Konsum nur wenig an
Düsseldorf · Die vorübergehende Mehrwertsteuersenkung in der zweiten Jahreshälfte 2020 hat nach einer Studie nur verhältnismäßig wenig zur Ankurbelung des privaten Konsums in der Corona-Krise getan.
Deutlich wirkungsvoller war nach der Untersuchung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung der Kinderbonus.„Unsere Analyse liefert starke Indizien dafür, dass der Kinderbonus im Verhältnis zum eingesetzten Steuergeld weitaus mehr Wumms gebracht hat als die zeitweilige Steuersenkung“, sagte der wissenschaftliche Direktor des IMK, Sebastian Dullien, am Dienstag in Düsseldorf. Von den für den Kinderbonus eingesetzten gut 4 Milliarden Euro würden wohl am Ende knapp zwei Drittel für zusätzlichen Konsum genutzt werden. Dagegen sei von den 20 Milliarden Euro, die die Mehrwertsteuersenkung den Staat gekostet habe, nur rund ein Drittel in zusätzliche Konsumausgaben geflossen, berichtete das IMK gestützt auf eine repräsentative Befragung von mehr als 6100 Erwerbstätigen und Arbeitssuchenden im November 2020.
Dabei gaben rund 79 Prozent der Befragten an, die Mehrwertsteuersenkung habe keine Auswirkungen auf ihr Konsumverhalten gehabt. Lediglich 16 Prozent berichteten, sie hätten eigentlich für später geplante Anschaffungen vorgezogenen. Gerade einmal 4,5 Prozent gaben an, sie hätten zusätzlich etwas angeschafft.
Beim Kinderbonus waren der Umfrage zufolge dagegen im November im Durchschnitt bereits 51 Prozent der ausgezahlten Mitteln von den Haushalten wieder ausgegeben worden. Insgesamt dürften der Studie zufolge innerhalb von 12 Monaten sogar rund zwei Drittel des Kinderbonus in neue Ausgaben fließen.
Der Kinderbonus sei auch verteilungspolitischer Sicht vorzuziehen, urteilte Dullien. Denn er habe dort geholfen, wo der Bedarf besonders groß sei, etwa um Anschaffungen für den Online-Unterricht zu bezahlen. Die Forscher des IMK empfehlen deshalb in ihrer Studie, bei künftigen Konjunkturprogrammen „sowohl aus Effizienz- als auch aus Verteilungsgründen einen größeren Anteil der eingesetzten Mittel für Direktzahlungen zu verwenden und auf vorübergehende Mehrwertsteuersenkungen zu verzichten“.