Immobilienboom beschwingt Bau und Handwerk auch 2012
Wiesbaden/München/Berlin (dpa) - Der Immobilienboom in Deutschland lässt Bauindustrie und Handwerk auf ein neues Spitzenjahr 2012 hoffen. Vor allem im Wohnungsbau erwartet die Bundesvereinigung Bauwirtschaft nach 2011 noch ein kräftiges Plus.
„Die Angst vor Inflation und Eurokrise gibt immer mehr Bürgern Anlass, die Anschaffung einer eigenen Immobilie zu planen“, sagte der Vorsitzende Karl-Heinz Schneider am Donnerstag in München bei der Internationalen Handwerkermesse. Die Eigentumswohnungen werden immer häufiger von ihren Besitzern selbst genutzt, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden für das Jahr 2010 mitteilte.
Fast in der Hälfte der 37 Millionen bewohnten Wohnungen in Deutschland lebten 2010 die Eigentümer selbst. Die Quote betrug genau 45,7 Prozent - 4,1 Prozentpunkte mehr als vier Jahre zuvor, wie das Statistische Bundesamt errechnete. Im Westen (ohne Berlin) waren es sogar 48,8 Prozent. Die Zahlen stammen aus der Haushaltsbefragung Mikrozensus, neuere gibt es noch nicht.
Der Trend zum „Betongold“ bescherte den Wohnungsbau-Betrieben im vergangenen Jahr ein kräftiges Umsatzplus von fast 18 Prozent. Diese Dynamik wird sich nach Einschätzung von Schneider in diesem Jahr nicht wiederholen, er rechnet aber immer noch mit einem Plus von 5 Prozent im Wohnungsbau.
Das Handwerk profitiert ebenfalls davon, dass viele Menschen ihr Geld angesichts von Mini-Zinsen auf der Bank lieber in einen neuen Fußboden oder die Einbauküche stecken. In einer aktuellen Umfrage beurteilten 60,7 Prozent der Firmen ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder sehr gut und damit 8,4 Prozent mehr als im Vorjahr. „Das Handwerk befindet sich in einer blendenden Verfassung“, sagte Helmut Rödl, Vorstand der Wirtschaftsauskunftei Creditreform, die im Februar 3100 Betriebe befragt hatte.
Der Blick in die Zukunft fällt etwas vorsichtiger aus: Demnach rechnen rund 29 Prozent der Firmen mit steigenden Umsätzen. Im Vorjahr war es noch ein Drittel der Firmen, allerdings war 2011 für die Branche auch ein außergewöhnlich gutes Jahr.
Als Problem sehen viele Firmen vor allem den Personalmangel: Etliche Betriebe suchen händeringend nach Fachkräften, um ihre Aufträge abarbeiten zu können. Auch Hauptschüler hätten beste Chancen, betonte Peter Mader, Präsident des Bundesverbandes Metall. „Hauptschüler sind absolut gewollt.“
Für die gesamte Bauwirtschaft mit rund 2,35 Millionen Beschäftigten rechnet Schneider nach sieben Prozent Umsatzwachstum 2011 nur noch mit einem Plus von einem Prozent auf 203 Milliarden Euro. Einen Schwung an neuen Aufträgen könnte die geplante Förderung der energetischen Gebäudesanierung auslösen, über die Bund und Länder derzeit noch streiten. Nachholbedarf sieht Schneider besonders bei energieeffizienter Heizungstechnik. „Die Energiewende ist in den Heizungskellern der Republik noch nicht angekommen.“ Das Statistische Bundesamt beziffert den Anteil regenerativer Energien beim Heizen insgesamt nur auf 4,4 Prozent (2010).