IWF billigt 28 Milliarden Euro für Griechenland
Washington (dpa) - Das zweite Hilfspaket für Griechenland ist endgültig unter Dach und Fach. Nach der Freigabe neuer Gelder durch die Eurostaaten hat nun auch der Internationale Währungsfonds (IWF) offiziell seine Beteiligung erklärt.
Der Exekutivrat der globalen Finanzfeuerwehr billigte am Donnerstag erwartungsgemäß einen Kredit über 28 Milliarden Euro, der über vier Jahre laufen soll. Bereits am Vortag hatten die Euro-Partner die Hilfe über insgesamt 130 Milliarden Euro freigegeben, um das Land vor einer ungeordneten Staatspleite zu bewahren.
IWF-Verantwortliche äußerten nach der Entscheidung allerdings große Erwartungen an Griechenland, seinen Reformweg konsequent weiterzugehen. „Die Risiken für das Programm sind außerordentlich hoch, und es gibt keinen Raum für Verzögerungen. Die volle und rechtzeitige Umsetzung der geplanten Anpassungen sind kritisch für den Erfolg“, sagte die IWF-Chefin Christine Lagarde. Die größten Herausforderungen seien die mangelnden Wettbewerbsbedingungen, die hohen Staatsschulden und das schwache Bankensystem.
Laut dem zuständigen IWF-Chefkontrolleur Poul Thomsen müsse Griechenland die anstehenden Reformen besser umsetzen als 2011, , als „weniger als erwartet“ geschehen sei. „Der Fonds und seine europäischen Partner geben Griechenland außergewöhnlich große Unterstützung und wir werden das so lange fortführen, wie Griechenland Fortschritte macht“, sagte er.
Insgesamt gaben sich Thomsen und Lagarde aber zuversichtlich. „In der Laufzeit des ersten Hilfspaketes sei „eine Menge erreicht worden“, sagte Thomsen. Wichtig sei nun, dass die Konjunktur an Fahrt aufnehme und es dem Staat in der Haushaltspolitik gelinge, mehr Steuern einzutreiben und seine Ausgaben weiter einzuschränken. Zudem müsse es Reformen auf dem Arbeitsmarkt und für die private Wirtschaft geben, damit die Produktivität weiter zunehme.
Griechenland hatte in den letzten Tagen einen Schuldenschnitt für seine privaten Gläubiger größtenteils abgeschlossen - dies war Voraussetzung für die neuen Kreditzusagen.
Der IWF hatte Berichte bestätigt, wonach knapp ein Drittel der rund 30 Milliarden Euro umfassenden Beteiligung am ersten Hilfspaket für Griechenland nicht abgerufen worden seien. Kritiker bemängeln, dass der internationale Krisenhelfer daher nur rund 18 Milliarden Euro an „frischem Geld“ für das 130 Milliarden schwere zweite Hilfspaket zur Verfügung stelle. Der IWF weist dies jedoch zurück: Der Anteil habe sich tatsächlich kaum verändert
Die Euro-Mitgliedstaaten erlaubten dem Krisenfonds für klamme Eurostaaten (EFSF), einen ersten Teil der Griechenland-Kredite von insgesamt 39,4 Milliarden Euro freizugeben. Dieser Betrag soll in mehreren Tranchen ausgezahlt werden.
Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker hatte am Mittwoch erklärt, das zweite Programm sei eine „einzigartige Chance für Griechenland“, die nicht versäumt werden dürfe. Die griechische Regierung müsse das mit den internationalen Partnern vereinbarte Reform-, Privatisierungs- und Sparprogramm rigoros in die Tat umzusetzen. Das Programm soll es dem Krisenland ermöglichen, seinen Schuldenberg von derzeit rund 160 Prozent der Wirtschaftsleistung bis Ende des Jahrzehnts auf ein erträglicheres Maß von rund 120 Prozent zu drücken.