Kampf gegen Korruption Indiens Bargeldreform könnte deutschen Unternehmen nützen

Neu Delhi (dpa) - Deutsche Unternehmen könnten von der radikalen Bargeldreform in Indien profitieren. Das sagten übereinstimmend mehrere Beratungsunternehmen im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

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In der Nacht zum Mittwoch hatte die indische Regierung überraschend alle großen Geldscheine für ungültig erklärt. Neue Scheine werden nur sehr langsam und unter der Voraussetzung ausgegeben, dass das alte Geld zuvor auf ein Konto eingezahlt wird. „Wir wollen uns so aus dem Griff von Korruption und Schwarzgeld befreien“, sagte Premierminister Narendra Modi.

Geht es nach den Beratungsunternehmen, die in Indien aktiv sind, dürfte ihm das zumindest teilweise gelingen. „Ich glaube nicht, dass ab morgen in Indien niemand mehr bestechlich ist“, sagt Rahul Oza, Leiter der Niederlassungen in Mumbai und Pune bei der Beratungsgesellschaft Rödl und Partner. „Aber die Aktion bedeutet zweifellos einen Wettbewerbsvorteil für Unternehmen, die sauber arbeiten.“ Insbesondere öffentliche Ausschreibungen seien in Indien bisher oft korruptionsanfällig. „Hier dürften sich ganz neue Chancen für deutsche Unternehmen ergeben. Korrupte Beamte müssen sich jetzt zweimal überlegen, was sie tun.“

Auch dem gesamtwirtschaftlichen Klima dürfte die Reform gut tun, schätzt Mayur Batra, Chef der Mayur Batra Group Unternehmensberatung. „Die Bankeinlagen werden jetzt automatisch steigen“, sagt er. „Das bedeutet mehr Liquidität und günstigere Kredite, auch für Firmen aus dem Ausland.“ Zudem gehe er davon aus, dass die Regierung auf lange Sicht mehr Steuern einnehmen werde, um zum Beispiel ihre ehrgeizigen Infrastrukturprojekte zu finanzieren. „Auch davon profitieren die Unternehmen.“

Ein weiterer Effekt des Anti-Bargeld-Coups dürfte sein, dass die Häuserpreise unter Druck kommen. „Die Schritte gegen das Schwarzgeld werden einen deflationären Effekt haben, insbesondere auf die Immobilienpreise“, schreibt Nirmal Jain, Chef des Finanzdienstleisters India Infoline, auf Twitter. Besonders im Immobilienbereich ist es in Indien bisher üblich, dass bis zur Hälfte des Preises in bar bezahlt wird, oft an der Steuer vorbei.

Negativ dürfte die Aktion vor allem für arme Inder sein, die kein eigenes Bankkonto besitzen und deshalb ihr altes Geld nur schwer oder gar nicht eintauschen können. Laut Weltbank waren das 2014 noch knapp die Hälfte aller Einwohner des Landes. „Indien ist eine Bargeldnation und muss sich jetzt den neuen Gegebenheiten anpassen“, sagt auch Unternehmensberater Batra. „Für ausländische Unternehmen kann die Reform aber eigentlich nur von Vorteil sein.“