Infineon tankt Zuversicht
München (dpa) - Infineon spürt nach einem durchwachsenen Jahr den Aufschwung der Branche. Besser gerüstet setzt sich der Halbleiterhersteller für das neue Geschäftsjahr 2013/2014 deutlich ehrgeizigere Ziele.
Nach zuletzt gesunkenen Zahlen sollen Umsatz und Gewinn nun steigen, sagte Vorstandschef Reinhard Ploss am Dienstag, ohne konkreter zu werden. Nach Jahren des Umbaus und teils tiefer Krisen profitiert der Münchner Dax-Konzern von der Konzentration auf weniger schwankungsanfällige Geschäfte etwa mit der Autoindustrie oder Chipkarten.
Das machte sich auch bereits im eben beendeten Geschäftsjahr 2012/13 (30. September) bemerkbar, das nach Darstellung des Unternehmens positiver verlief als zunächst angenommen. Auch weil der Konzern es mittlerweile schafft, saisonale Nachfragelücken und Konjunkturschwankungen erheblich besser zu verdauen, wie Ploss betonte.
Infineon profitiert dabei vor allem von der kräftigen Nachfrage aus der Autoindustrie, die etwa durch Trends wie Hybrid- und Elektroantriebe oder autonomes Fahren mehr Computertechnik und damit mehr Chips in ihren Wagen braucht. Die Automobilsparte von Infineon liefert bereits den mit Abstand meisten Umsatz. Technik der Münchner Halbleiterspezialisten steckt etwa im neuen BMW Elektroauto i3.
Zudem verleiht der Smartphone- und Tablet-Boom dem Konzern weiteren Schub. Zwar hatte sich Infineon aus dem schwankenden und unter hartem Preisdruck leidenden Geschäft mit Handychips verabschiedet, liefert aber noch Teile etwa für Ladegeräte. Mittelfristig will Ploss den Umsatz pro Jahr um bis zu 8 Prozent steigern.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr sank der Umsatz leicht um 2 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro. Vor einem Jahr hatte Ploss noch ein Umsatzminus von bis zu 9 Prozent befürchtet. Dank Sparkurs und mehr Aufträgen konnte der Konzern seine Prognose dann Stück für Stück erhöhen. Auch die Rendite war am Ende besser als zunächst angenommen. Unter dem Strich brach der Überschuss allerdings um mehr als ein Drittel auf 272 Millionen Euro ein. Trotzdem sollen die Aktionäre wie im Vorjahr eine Dividende von 0,12 Euro je Anteil erhalten.
Mit einigen Sorgen blickt Ploss auf die Koalitionsverhandlungen in Berlin. Wie andere Manager warnt auch der Infineon-Chef vor höheren Belastungen für die Wirtschaft - und mahnt unter anderem mehr Anstrengungen in der Bildungspolitik an, etwa über mehr Forschungsförderung. „Deutschland darf nicht zum Industriemuseum werden. Diese Gefahr ist real“, sagte Ploss. Doch nicht nur der wissenschaftliche Nachwuchs macht dem Konzern Sorgen.
So sei die Energiewende zwar der richtige Weg in die Zukunft - auch weil Infineon ein wichtiger Zulieferer für die Solar- oder Windenergiebranche ist. Hohe Stromkosten seien aber eine deutliche Belastung für das Geschäft. „Für den Standort Deutschland ist das gefährlich“, sagte Ploss. Die Stromrechnung, die Infineon in der Heimat zahlen müsse, wäre in Österreich rund 25 Millionen, in Malaysia sogar um 30 Millionen Euro niedriger. „Infineon ist keine Ausnahme, die deutsche Wirtschaft hat mit einem großen Kostennachteil zu kämpfen.“