Inflationsrate im Juli auf 2,4 Prozent gestiegen
Wiesbaden (dpa) - Die Inflation in Deutschland hat im Juli wie erwartet weiter angezogen. Die Verbraucherpreise kletterten im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte.
Es bestätigte damit vorläufige Zahlen.
Preistreiber im Juli waren erneut Energieprodukte wie Heizöl und Kraftstoff. Im Monatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise um 0,4 Prozent. Die Inflationsrate verharrt bereits ein halbes Jahr über der Zwei-Prozent-Marke. Das ist die Warnschwelle der Europäischen Zentralbank (EZB), die bei Teuerungsraten bis knapp unter 2,0 Prozent die Preisstabilität gewahrt sieht.
Im Kampf gegen die Inflation hatte die Notenbank Anfang Juli zum zweiten Mal in diesem Jahr die Zinsen angehoben. Damals hatten Beobachter mit weiteren Zinsschritten in den kommenden Monaten gerechnet. Wegen der sich zuspitzenden Staatsschuldenkrisen und der Turbulenzen an den Finanzmärkten in aller Welt halten inzwischen immer mehr Ökonomen weitere Zinserhöhungen für unwahrscheinlich.
Nach Überzeugung von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer diktiert die Staatsschuldenkrise die Geldpolitik der EZB. Der Leitzins werde wegen der enormen Risiken bis Mitte 2012 bei 1,5 Prozent verharren. „Danach wird die EZB den Weg zu normalen Raten nur dann wieder aufnehmen, wenn die Staatsschuldenkrise dann weniger akut ist als heute.“ Martin Faust von der Frankfurt School of Finance & Management schließt mittelfristig selbst eine Zinssenkung in Europa nicht aus: „Die EZB hat sich Handlungsspielraum ermöglicht. Die Fed kann nicht agieren.“
Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hatte am Dienstagabend „Dauer-Tiefst-Zinsen“ angekündigt, um die lahmende Konjunktur in Schwung zu bringen: Bis Mitte 2013 sollen die Zinsen demnach auf „äußerst niedrigem Niveau“ bleiben. Die Spanne bei den US-Leitzinsen liegt seit Dezember 2008 - dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise - bei 0,0 bis 0,25 Prozent.
Der Preisauftrieb in Deutschland wurde nach den Angaben der Statistiker im Juli maßgeblich durch weiter gestiegene Energiepreise bestimmt. Energie insgesamt verteuerte sich im Jahresvergleich um 10,6 Prozent. Noch stärker zogen die Kraftstoff- (+ 12,3 %) und Heizölpreise (+ 25,6 %) an. Ohne Berücksichtigung der Energie hätte die Inflationsrate bei 1,5 Prozent gelegen.
Für Nahrungsmittel mussten Verbraucher 2,1 Prozent mehr bezahlen als im Juli 2010. Deutlich teurer waren etwa Margarine (+ 11,5 %) und Butter (+ 11,2 %). Billiger wurden hingegen Gemüse (- 3,6 %) und Obst (- 1,8 %): Paprika kostete über ein Viertel weniger als vor einem Jahr (- 25,5 %), Tomaten waren 17,6 Prozent günstiger. Auffällig blieb der Preisanstieg von Kaffee, der 20,4 Prozent mehr kostete als vor einem Jahr.
Während die Teuerung in Deutschland im Juli anzog, ging sie im Euroraum leicht auf 2,5 Prozent zurück. Im Vergleich zum Boomland China, wo die Inflation auf das Drei-Jahres-Hoch von 6,5 Prozent kletterte, ist die Teuerung in den 17 Euroländern aber noch niedrig. Da die Rohstoffpreise zuletzt aber angesichts der nachlassenden Konjunktur sanken, dürfte aus Sicht von Ökonomen auch der Preisdruck in Deutschland wieder etwas nachlassen.