Insider-Affäre: Ahnungslose EADS-Manager

Börsenaufsicht findet keine Insiderdelikte bei Airbus.

Paris. EADS jubelt, die Kleinaktionäre mosern und die Börsenaufseher sind eher betreten. Der totale Freispruch aller Beschuldigten im angeblich "größten Insiderskandal aller Zeiten" in Europa löst ein gespaltenes Echo aus. Jetzt muss die Pariser Börsenpolizei AMF aufpassen, nicht als zahnloser Tiger zu gelten.

Am Anfang standen mehr als 1100 höhere und mittlere Manager von EADS und Airbus sowie die Unternehmen Daimler, Lagardère und EADS am Pranger. Sie wurden verdächtigt, an der Täuschung der Öffentlichkeit über die Probleme beim Super-Airbus A380 verdient zu haben. Manager wurden in Polizeigewahrsam genommen. Börsianer fürchteten, Europas größter Flugtechnikkonzern werde von der Justiz "enthauptet", weil alle Top-Manager aus dem Verkehr gezogen würden.

Am Ende bescheinigt die Pariser Börsenaufsicht AMF allen Beteiligten, sie hätten fast bis zur Jahresmitte 2006 die riesigen Produktionsprobleme mit dem A380 und die daran hängenden Milliardenschäden nicht erkannt. Das ist zwar kein gutes Zeugnis für das damalige Management. Doch es bedeutet Freispruch auf ganzer Linie. Der Großaktionär Arnaud Lagardère hatte bereits die Vorwürfe mit den Worten zurückgewiesen, er gelte lieber als Dummkopf denn als Betrüger. Den Schaden tragen am Ende die Kleinaktionäre, die 2006 den A380 noch als "Goldesel" feierten und in EADS investierten.

Doch kann es sein, dass im ganzen Konzern keiner wusste, was lief? Es kann. Schon damals klagten EADS-Manager, wegen des deutsch-französischen Führungsstreits würden negative Informationen nicht ausreichend weitergegeben. Außerdem sahen auch externe Experten das Ausmaß der Probleme mit der Verkabelung im Hamburger Airbus-Werk nicht. Fachleute von McKinsey bescheinigten dem damaligen deutschen Airbus-Chef Gustav Humbert noch im März 2006, Airbus werde die Probleme beim Super-Airbus A380 rechtzeitig in den Griff bekommen. Ihre Studie war im AMF-Verfahren jetzt für die Beschuldigten Gold wert.

Ein gutes Argument der Verteidiger ist auch das Verhalten von BAE Systems. Der britische Flugzeugbauer war damals mit 20 Prozent an Airbus beteiligt und redete im Konzern mit. Er ließ sich aber genauso vom A380-Hype narren wie die Kleinanleger. Im März 2006 verlangte BAE sechs Milliarden Euro für seinen Airbus-Anteil; EADS bot 3,5 Milliarden. Im Juli fühlten sich die Briten mit 2,7 Milliarden Euro noch gut bedient. Auch die BAE-Experten hatten den Kurssturz nicht kommen sehen.