Insolvenzverwalter vs. Middelhoff: Streit wird schärfer

Stuttgart (dpa) - Gut einen Monat vor Beginn eines Prozesses auf Schadenersatz in Millionenhöhe gegen Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff spitzt sich der Streit mit dem Insolvenzverwalter zu.

Die Anwälte Middelhoffs werfen Klaus Hubert Görg vor, er habe sich „leider nicht die Mühe gemacht“ die vielen tausend Ordner und Schachteln mit Akten ausreichend auszuwerten. „Er sitzt auf dem Material, schaut es sich nicht an und nimmt falschen Sachvortrag billigend in Kauf“, sagte Middelhoffs Anwalt Winfried Holtermüller am Dienstag in Stuttgart.

Der Insolvenzverwalter hatte den Ex-Arcandor-Chef und weitere Ex-Manager auf Schadenersatz von rund 175 Millionen Euro verklagt. Ende Februar waren die Anwälte des Topmanagers dann zum Gegenangriff übergegangen und hatten Görg wegen versuchten Prozessbetrugs angezeigt. Die Staatsanwaltschaft bestätigte den Eingang der Strafanzeige.

Der Zivilprozess gegen Middelhoff sowie weitere Manager und Mitglieder des Aufsichtsrates beginnt Mitte April vor dem Landgericht Essen. Auslöser ist der umstrittene Verkauf mehrerer Karstadt-Immobilien an den Oppenheim-Esch-Fonds. Die Immobilien waren anschließend nach Einschätzung von Görg überteuert zurückgemietet worden.

„Der Insolvenzverwalter handelt pflichtgemäß“, teilte ein Sprecher Görgs mit. Er müsse auch möglichen Ansprüchen gegen frühere Akteure nachgehen. „Würde er dies unterlassen, würde er persönlich haften.“

Middelhoffs Anwalt Holtermüller wies die Vorwürfe erneut zurück: „Nach intensiver Prüfung der Akten gilt es festzustellen: Es fehlt jedwede Pflichtwidrigkeit meines Mandanten Thomas Middelhoff, es gibt keinen dadurch entstandenen Schaden.“ Görg habe sich mit er Klage „unglaubwürdig gemacht“.

Die fünf betroffenen Häuser in München, Karlsruhe, Leipzig, Wiesbaden und Potsdam seien nach den Vorstellungen des Unternehmens umgebaut und ausgestattet worden, sagte Holtermüller. Diese baulichen Veränderungen hätte das Unternehmen seiner Ansicht nach gar nicht aus eigener Finanzkraft stemmen können. Die Mieten dürften nicht mit Preisen leerer Rohbauten verglichen werden.

Im Februar war eine weitere Millionenforderung gegen Middelhoff und andere Ex-Manager des 2009 zusammengebrochenen Konzerns bekanntgeworden. Kläger ist auch hier der Insolvenzverwalter. Dabei geht es um 24 Millionen Euro, die Görg von früheren Arcandor-Managern und Aufsichtsratsmitgliedern haben will. Ihnen wird unter anderem vorgeworfen, weit überzogene Bonuszahlungen und Abfindungen kassiert oder bewilligt zu haben. Middelhoffs Anwälte wiesen auch dies zurück: Die Zahlungen seien Bestandteil seines Vertrages gewesen und wie vereinbart Ende 2008 abgerechnet worden.

Außerdem soll die Arcandor AG rund 150 000 Euro für eine von Middelhoff herausgegebene Festschrift zum 70. Geburtstag des ehemaligen Bertelsmann-Chefs Mark Wössner ausgegeben haben. Dabei handelte es sich laut Insolvenzverwalter um ein rein privates Geburtstagsgeschenk ohne Bezug zu Arcandor. Middelhoffs Anwälte argumentieren dagegen, Wössner sei lange Jahre Mitglied im Quelle-Aufsichtsrat gewesen. Deshalb sei es eine „Pflicht“ des Unternehmens gewesen, ihn „angemessen zu ehren“.