Interner Report wirft IWF Versagen bei Finanzkrise vor
Washington (dpa) - Ein interner Untersuchungsbericht wirft dem Internationalem Währungsfonds (IWF) massives Versagen bei der Einschätzung der weltweiten Finanzkrise vor.
Die Organisation, deren Aufgabe eigentlich die Überwachung der globalen Ökonomie ist, habe in den Jahren vor dem Beinahe-Kollaps des weltweiten Finanzsystems zu „wenige klare Warnzeichen“ abgegeben, heißt in dem Report, der am Mittwoch in Washington veröffentlich wurde. Die sogenannte Krisenfeuerwehr sei ihrem Auftrag in keiner Weise gerecht geworden.
Die unabhängige Untersuchungskommission IEO macht „ernste Managementfehler“ für das Fiasko verantwortlich. Statt die riskante Kreditvergabe amerikanischer und europäischer Unternehmen kritisch unter die Lupe zu nehmen, habe der IWF ganz im Gegenteil darauf vertraut, dass die Praktiken der Finanzfirmen in Ordnung seien und sie die Krise allein in den Griff bekommen würden.
Es sei den Verantwortlichen nicht gelungen, die Zusammenhänge zu erkennen, urteilt die Kommission. Schlimmer noch: „Die Risiken im Zusammenhang mit dem Immobilienboom und neuen Finanzinstrumenten wurden heruntergespielt“. Notwendige Rufe nach stärkerer Regulierung seien ausgeblieben. Die Untersuchung betrachtet den Zeitraum von 2004 bis zum Beginn der Finanzkrise im Jahr 2007. Die Erkenntnisse sollen helfen, die IWF-Überwachung der Weltökonomie effektiver zu machen.
Neben sachlicher Fehler hätten eine „schwache interne Führung“ sowie eine „Kultur, die abweichende Meinungen verhindert“ das Scheitern des IWF an der Krise befördert. Kritische Meinungen zu den Vorgängen, die zur schwersten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg führten, seien innerhalb der UN-Sonderorganisation unbeachtet geblieben.
Das Institut müsse seine Fähigkeit ausbauen, Risiken und Schwächen zu erkennen, die künftige Krisen auslösen könnten, mahnte die Kommission. Die Rollen und Zuständigkeiten der Führungsgremien wie des Exekutiv- and Verwaltungsrats müssten ebenfalls überdacht werden. Zudem müsse eine Kultur Einzug halten, die zur Krisenprävention das Aussprechen von Wahrheiten ermutigt.
IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn gab in einer ersten Reaktion zu, dass die Unfähigkeit, vor der Krise zu warnen, ein „demütigender Fakt“ sei. Zugleich machte er klar, dass bereits eine große Reform mit zahlreiche Maßnahmen eingeleitet worden sei, um künftig besser handeln zu können. Zugleich rief er zu weiteren Vorschlägen für eine Verbesserung des IWF auf: „Wir sollten darüber nachdenken, mehr zu tun“, sagte er.