Internetdomains: Die neue Freiheit hinter dem Punkt

Das Netz platzt aus allen Nähten: Statt .com oder .de gibt es .hotel oder .berlin.

Berlin/Singapur. Das Netz platzt aus allen Nähten — zumindest die Namensschilder für die Millionen von Identitäten im World Wide Web sind zunehmend knapp geworden. Den eigenen Nachnamen mit einer deutschen de-Adresse kann kaum noch jemand registrieren, alles schon besetzt. Ähnlich sieht es auf alternativen Plätzen wie .com, .org, .net oder .eu aus. Zurzeit gibt es rund 14,5 Millionen de-Adressen und 92,5 Millionen .com-Domains.

Jetzt aber gibt es die Aussicht, in neuen Adressbereichen unterzukommen: Berliner können sich etwa eine Internet-Adresse mit .berlin zulegen, Münchener eine Homepage mit .bayern ins Auge fassen. Mehr als 100 solcher „Top Level Domains“ (TLD), also Internet-Domains der obersten Ebene, sind geplant.

„Das ist die größte Veränderung in der Geschichte der Icann“, sagt Dirk Krischenowski, Gründer und Geschäftsführer von dotBerlin, über die Entscheidung der Organisation Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (Icann), die für die Verwaltung der Internet-Adressen zuständig ist.

Das Berliner Unternehmen ist eine der Firmen, die eine eingetragene Registrierungsstelle (Registry) für eine neue TLD werden will, um sich dann um die Zuteilung der einzelnen Adressen in diesem Bereich zu kümmern. Die angehenden TLD-Registrierungsstellen können vom 12. Januar bis zum 12. April 2012 ihre Anträge einreichen. Icann-Präsident Rod Beckstrom erwartet etwa 120 Bewerbungen für eine neue TLD. Das Ergebnis will die Icann im November 2012 vorlegen. Eine Registrierung für Privatnutzer könnte dann Anfang 2013 möglich werden.

Ganze Branchen können nun eigene Repräsentanzen im Netz aufbauen etwa mit .hotel, .bank oder .versicherung. Die Firma dotreise GmbH will die TLDs .reise und .versicherung verwalten. Für beide Bereiche gibt es bereits mehrere hundert Voranmeldungen.

Die Betreiber der neuen Adressbereiche haben lange auf den Beschluss gewartet. Der Geschäftsführer der dotreise, Axel Schwiersch, sagte, er hätte es sich gewünscht, dass es schneller geht. Von Seiten der Regierungen habe es aber immer wieder Verzögerungen gegeben.

So fürchteten beispielsweise die Entwicklungsländer laut Krischenowski, „dass die guten Grundstücke in dem Neuland an die gehen, die am schnellsten sind“ So könnte dann etwa die Domain .serengeti in die USA und nicht nach Tansania gehen. Einwände gab es auch von Kritikern, die vor der Gefahr des Missbrauchs von Markennamen warnten. Doch die Bedenken seien nun ausgeräumt.