IWF-Chefin besorgt über Unsicherheit durch Brexit

Peking (dpa) - Der Währungsfonds (IWF) ist sehr besorgt über die Auswirkungen des geplanten britischen Ausstiegs aus der Europäischen Union auf die Weltwirtschaft. Die Ungewissheit müsse so schnell wie möglich beseitigt werden, sagte IWF-Chef Christine Lagarde.

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Lagarde sprach am Freitag in Peking nach einem Treffen mit Chinas Ministerpräsident Li Keqiang, an dem auch die Spitzen von Weltbank, Welthandelsorganisation (WTO) und der Industrieländerorganisation OECD teilgenommen hatten.

Wegen der besseren Entwicklung in der Euro-Zone, China und Japan habe der IWF eigentlich erstmals in sechs Jahren seine Vorhersage für das globale Wachstum anheben wollen, doch wegen des Brexit vielmehr nach unten korrigieren müssen, sagte Lagarde. Noch enttäuschender sei, dass nach ihrem schlechtesten Szenario das Wachstum im nächsten Jahr sogar um einen halben Prozentpunkt schlechter ausfallen würde, sagte Lagarde laut Chinas Staatsagentur Xinhua.

Die Vorhersage für das Wachstum 2016 hatte der Währungsfonds diese Woche um 0,1 Punkte auf 3,1 Prozent nach unten korrigiert, für 2017 um 0,1 Punkte auf 3,4 Prozent.

Der Runde Tisch in Peking erfolgte im Vorfeld der zweitägigen Gespräche der Finanzminister und Notenbankchefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) am Wochenende in Chengdu in Südwestchina. Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble reiste an. China hält in diesem Jahr die G20-Präsidentschaft und ist Gastgeber des G20-Gipfels am 4. und 5. September im ostchinesischen Hangzhou.

In dem Treffen mit Li Keqiang lobte Lagarde die energischen Reformen und „beständige“ Unterstützung für die Wirtschaft in China, wie die Staatsagentur Xinhua berichtete. Deswegen habe der IWF auch seine Vorhersage 2016 für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt um 0,1 Punkte auf 6,6 Prozent nach oben angepasst.

Erstmals nimmt der neue britische Finanzminister Philip Hammond an den G20-Beratungen teil, die sich um den Brexit und Wege zur Belebung der Weltwirtschaft drehen sollen. Von dem Treffen erhoffen sich die Teilnehmer ein Signal der Stabilität und Verlässlichkeit. Eine neue Debatte über Konjunkturprogramme erwartet die Bundesregierung nicht.

Es wird damit gerechnet, dass die G20 ein Mix aus grundlegenden Reformen sowie angemessenen geld- und finanzpolitischen Maßnahmen für mehr Wachstum und Beschäftigung hervorheben werden. Auch dürften sich die G20 erneut gegen einen Abwertungswettlauf bei den Währungen aussprechen.

In Chengdu wollen die Top-Wirtschaftsmächte zudem die Regulierung der Finanzmärkte vorantreiben. Dabei geht es unter anderem um neue Kapitalanforderungen an Versicherungskonzerne, die für das globale Finanzsystem besonders wichtig sind.

Schäuble will ferner auf eine Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen gegen Steuergestaltung und Gewinnverlagerung global agierender Konzerne dringen. Angestrebt wird auch mehr Transparenz von Briefkastenfirmen. Kurz vor dem G20-Treffen wird über grenzüberschreitende Besteuerung debattiert.