IWF: Strauss-Kahn-Nachfolge weiter offen

Berlin/Mexiko-Stadt (dpa) - Gegenwind für die Favoritin auf den IWF-Chefsessel, Christine Lagarde: Der große IWF-Kreditnehmer Mexiko will seinen Zentralbankchef Agustín Carstens zum Nachfolger des zurückgetretenen Währungsfonds-Chefs Dominique Strauss-Kahn vorschlagen.

Das teilte Finanzminister Ernesto Cordero am Sonntag in Mexiko-Stadt mit. Hierzulande wird weiter über mögliche deutsche Kandidaten für den IWF-Chefposten diskutiert. „Ich kann mir auch deutsche Kandidaten vorstellen“, sagte FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle am Montag in Berlin. Namen wollte er nicht nennen: „Mir fallen viele ein, aber ich nenne keinen.“ Der Auswahlprozess für die Nachfolge von Dominique Strauss-Kahn müsse sorgfältig geführt werden. Als aussichtsreichste Anwärterin auf den IWF-Chefsessel gilt derzeit die Französin Lagarde. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Wochenende erneut durchblicken lassen, dass sie Lagarde für grundsätzlich geeignet hält.

Dazu sagte Brüderle, Lagarde sei „ohne Frage eine starke Kandidatin“. Es sei richtig, dass Europa den Posten erneut für sich reklamiere, weil der IWF tief in die Euro-Rettung eingebunden sei. Auch die meisten IWF-Kredite würden nach Europa vergeben. „Insofern ist die Besetzung der IWF-Spitze schon von einer besonderen Bedeutung.“

Forderungen gibt es aber auch aus den Schwellenländern. Mexiko forderte den Internationalen Währungsfonds auf, die Entscheidung über die Strauss-Kahn-Nachfolge in einem offenen und transparenten Prozess zu behandeln. Zentralbankchef Carstens, der sowohl beim IWF als auch in der Weltbank in herausragender Funktion tätig gewesen sei, verfüge über alle Voraussetzungen, um den IWF anzuführen, ließ Finanzminister Cordero mitteilen.

Mexiko hält derzeit mit rund 50 Milliarden Euro die größte IWF-Zusage, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Montag) berichtete. Zum Vergleich: Die Zusagen des IWF an alle EU-Krisenstaaten addieren sich auf 92,4 Milliarden Euro. Die EU erhält dem Bericht zufolge insgesamt mehr als 60 Prozent aller vom IWF vergebenen Kredite oder Kreditzusagen.

Unterdessen werfen Ökonomen Kanzlerin Merkel mangelnden Einsatz für einen deutschen Kandidaten vor. Deutschland habe mit Altkanzler Gerhard Schröder, Ex-Finanzminister Peer Steinbrück, Ex-Bundesbankchef Axel Weber und dem Chef der Osteuropa-Bank EBWE, Thomas Mirow, durchaus eine Reihe erfahrener Persönlichkeiten aufzubieten, „die man ins Spiel bringen könnte“, sagte der Direktor des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), Klaus Zimmermann, zu „Handelsblatt Online“. Dass die Kandidatin Lagarde der Bundeskanzlerin gefalle, könne man kaum verstehen. Deren wirtschaftspolitische Vorstellungen liefen „den Interessen Deutschlands zuwider“.

Zustimmung zu einer Kandidatur der Französin signalisierte der Ministerpräsident Neuseelands, John Key. „Sie ist sehr beeindruckend. Sie ist sehr, sehr kompetent. Sie hat ein enormes Ansehen“, sagte er zu Reportern. Neuseeland habe aber noch nicht offiziell über sein Votum entschieden: „Sie ist eine Kandidatin. Es kann gut sein, dass es weitere geben wird.“