Japan-Katastrophen können Allianz kaum erschüttern
München (dpa) - Erdbeben und Tsunami in Japan haben Europas größten Versicherer Allianz zum Jahresstart kaum erschüttert. Obwohl Naturkatastrophen den Konzern insgesamt so teuer zu stehen kamen wie selten zuvor, blieb der operative Gewinn in den ersten drei Monaten fast stabil.
Angesichts der Entwicklung sieht Vorstandschef Michael Diekmann den Konzern auf Kurs zu seinem Gewinnziel. Allerdings bereiten dem Manager Probleme an anderer Stelle Kopfschmerzen. Mit Sorge betrachtet Diekmann etwa die immensen Schulden europäischer Staaten. Griechenland, Irland und Portugal werden bereits von der EU gestützt und müssen ihre Staatsfinanzen sanieren. „Auch die USA werden einen Weg aus ihren schuldenfinanzierten Wachstumsprogrammen finden müssen“, sagte der Manager am Mittwoch auf der Hauptversammlung in München.
Zusammen mit den Naturkatastrophen und den Unruhen in Nordafrika werde dies Wachstum kosten. Schon für dieses und das kommende Jahr erwartet der Allianz-Chef, dass die Weltwirtschaft nicht mehr so stark zulegt wie zuletzt. Aktionärsvertreterin Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zollte der Allianz-Spitze Respekt für das gute Abschneiden in der Wirtschafts- und Finanzkrise. Die Aktionäre beschlossen am Nachmittag unter anderem eine Dividende von 4,50 Euro je Aktie für 2010.
Für das laufende Geschäft zeigte sich Diekmann lediglich vorsichtig optimistisch. Im ersten Quartal ging der Umsatz des Konzerns von 30,6 auf unter 30 Milliarden Euro zurück. Mit der Preisentwicklung in der Schaden- und Unfallversicherung ist der Vorstand noch nicht zufrieden. Der Trend zu höheren Tarifen sei noch nicht stabil, sagte Diekmann.
Im ersten Quartal blieb der operative Gewinn trotz der hohen Kosten der Naturkatastrophen mit knapp 1,7 Milliarden Euro fast stabil. Unter dem Strich blieben der Allianz gut 900 Millionen Euro übrig. Ein Jahr zuvor hatte vor allem der Verkauf von Aktien der chinesischen Großbank ICBC den Überschuss auf 1,6 Milliarden Euro getrieben. An seinem Ausblick für 2011 hält Diekmann aber fest: Das operative Ergebnis soll 7,5 bis 8,5 Milliarden Euro erreichen.
Angesichts der Kette von Naturkatastrophen im ersten Quartal rechnet die Allianz mit einer Gesamtbelastung von 750 Millionen Euro. Das sind rund 200 Millionen Euro mehr als ein Jahr zuvor, als vor allem das Erdbeben in Chile teuer zu Buche schlug. Diesmal hat der Versicherer alleine 320 Millionen Euro für die Folgen von Erdbeben und Tsunami in Japan zurückgestellt, weitere 380 Millionen für das Beben in Neuseeland und die Überschwemmungen in Australien. Der Rest entfällt auf kleinere Ereignisse. Die eigentliche Quartalsbilanz will die Allianz am kommenden Donnerstag (12.5.) vorlegen.
Im Streit um die künftigen Aufsichts- und Eigenkapitalregeln für Versicherer erneuerte Diekmann die Kritik an den Plänen der EU. Wenn die unter „Solvency II“ bekannten Regeln wie geplant eingeführt würden, könnten die Versicherer nur noch stark eingeschränkt Altersvorsorgeprodukte mit Garantien anbieten, bemängelte der Manager. Darunter fällt vor allem die klassische Lebensversicherung. Nach „Solvency II“ müssen Versicherer voraussichtlich ab dem Jahr 2013 für eingegangene Zahlungsversprechen mehr Kapital bereithalten.
Nicht alleine stand Bergdolt mit ihrer Kritik an der Beteiligung an der Commerzbank, die die Allianz im Zuge des Verkaufs der Dresdner Bank Anfang 2009 übernommen hatte. Aktionärsschützer würden das „unschöne Kapitel“, das an das einstige Allianz-Sorgenkind Dresdner Bank erinnert, gerne abschließen. Allianz-Finanzchef Paul Achleitner sieht die Beteiligung hingegen als „attraktives Investment“. Durch die Kapitalerhöhung der Bank, die sich damit weitgehend vom Staatstropf abhängen will, wird sich der Anteil der Allianz allerdings auf voraussichtlich knapp fünf Prozent halbieren.