Kapitalerhöhung möglich Japaner übernehmen SGL-Krisensparte -
Wiesbaden (dpa) - Der angeschlagene Kohlefaser-Spezialist SGL hat einen Käufer für sein verlustreiches Geschäft mit Graphitelektroden gefunden. Der japanische Chemiekonzern Showa Denko wolle die Sparte übernehmen, teilte das Unternehmen mit.
Eine Vereinbarung sei unterzeichnet. Die Japaner wollen 350 Millionen Euro zahlen. Davon sollen nach Abzug von Schulden mindestens 200 Millionen Euro auf dem Konto von SGL landen. Noch müssen die Wettbewerbsbehörden dem Geschäft zustimmen. SGL rechnet im ersten Halbjahr 2017 mit dem Abschluss des Verkaufs.
Die Wiesbadener kündigten an, wegen des Verkaufs Wertberichtigungen von 40 bis 50 Millionen Euro in diesem Geschäftsjahr verbuchen zu müssen. Die Prognose kippte der Vorstand ganz. Angesichts der radikalen Verkleinerung des Konzerns solle es in der Umbauphase keine kurzfristigen Ergebnisziele mehr geben.
Um sich neue finanziellen Spielräume zu eröffnen und die Schulden von zuletzt rund 620 Millionen Euro zu senken, prüft das Unternehmen nun eine Kapitalerhöhung. Derzeit würden Vorteile und die Machbarkeit eines solchen Schritts untersucht. Aktien von SGL lagen zum Handelsauftakt am Donnerstag knapp ein Prozent im Minus.
SGL hatte das Geschäft mit Graphitelektroden im Laufe dieses Jahres rechtlich verselbstständigt und einen Verkauf bis Jahresende in Aussicht gestellt. Der langjährige Kernbereich des Konzerns steht seit langem unter Druck. Die Elektroden werden vor allem in Elektro-Hochöfen zum Einschmelzen von Stahlschrott verwendet. Wegen Überkapazitäten sind die Preise stark gefallen. Der Konzern steckt seit langem in den roten Zahlen.
Mit dem Verkauf gehen rund 900 Mitarbeiter und sechs Produktionsstätten in Deutschland, Österreich, Spanien, den USA und Malaysia an Showa Denko. Nicht mit verkauft wird das Geschäft mit Kathoden, Hochofenauskleidungen und Kohlenstoffelektroden. Diese Bereiche bilden bei SGL mit den Graphitelektroden bislang eine Sparte und sollen separat im kommenden Jahr veräußert werden. Showa Denko kam im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von umgerechnet knapp sieben Milliarden Euro und beschäftigte zuletzt rund 10 500 Menschen.