Jeder zweite Arbeitnehmer bekommt Weihnachtsgeld
Düsseldorf (dpa) - Gut jeder zweite Arbeitnehmer in Deutschland bekommt einer Studie zufolge Weihnachtsgeld. Mehr als sieben Millionen Beschäftigte können in diesem Jahr sogar mit einer höheren Zahlung rechnen als 2011.
Dies sagte der Leiter des WSI-Tarifarchivs der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, Reinhard Bispinck, der Nachrichtenagentur dpa in Düsseldorf. „Wir haben in zahlreichen Branchen höhere Lohnabschlüsse. Das Weihnachtsgeld steigt, wenn es mit einem festen Prozentsatz an das Monatsentgelt gekoppelt ist.“ Deutliche Unterschiede gibt es zwischen den verschiedenen Branchen - und auch zwischen Ost und West.
Wie viele Beschäftigte in Deutschland insgesamt ein Weihnachtsgeld von ihrem Arbeitgeber bekommen, lasse sich nicht genau beziffern, sagte Bispinck. Nach einer am Dienstag veröffentlichten Online-Umfrage der Internetseite www.lohnspiegel.de, die das WSI-Tarifarchiv betreut, bekommen 55 Prozent der Beschäftigten ein Weihnachtsgeld. Gemessen an der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wäre das Bispinck zufolge eine Größenordnung von etwa 14 Millionen Arbeitnehmern.
Die Höhe des Weihnachtsgeldes ist dabei sehr unterschiedlich. In den tarifgebundenen Unternehmen des Bankgewerbes und der Süßwarenindustrie gibt es eine Zahlung in Höhe eines vollen Monatseinkommens. In der Metallindustrie sind es der Studie zufolge zumeist bis zu 55 Prozent eines Monatsentgelts. Kein Weihnachtsgeld wird im Bauhauptgewerbe Ost und im Gebäudereinigerhandwerk gezahlt.
In anderen Branchen fällt die Zahlung dagegen sogar höher aus als in den Vorjahren. Über ein besonders dickes Plus von 4,5 Prozent können sich die Beschäftigten der chemischen Industrie in Westdeutschland freuen. In den tarifgebundenen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie gibt es 4,3 Prozent mehr.
„Bislang wurden für das Jahr 2012 Tariferhöhungen von durchschnittlich 2,7 Prozent vereinbart“, sagte Bispinck. „Bei einer Inflationsrate von 2 Prozent bleibt im Schnitt ein kleines reales Plus von 0,7 Prozent beim Weihnachtsgeld.“ Aber nicht jeder Arbeitnehmer habe mehr Weihnachtsgeld in der Tasche. In einigen Branchen wie der Landwirtschaft von Bayern und dem Großhandel von Nordrhein-Westfalen stehen in den Tarifverträgen feste Beträge.
Grundsätzlich sehen in den meisten Wirtschaftszweigen die geltenden Tarifverträge ein Weihnachtsgeld vor, heißt es in der Studie. Es wird überwiegend ein fester Prozentsatz vom Monatseinkommen berechnet. In Unternehmen mit Tarifvertrag bekommen 70 Prozent der Mitarbeiter Weihnachtsgeld, in Firmen ohne Tarifvertrag sind es 42 Prozent.
Große Unterschiede haben die Experten zwischen Ost und West ausgemacht: In Westdeutschland profitieren der Studie zufolge 59 Prozent der Arbeitnehmer von der zusätzlichen Zahlung, im Osten sind es dagegen nur 39 Prozent. Dabei gibt es auch innerhalb bestimmter Branchen Unterschiede. Weniger als ihre Kollegen im Westen bekommen Arbeitnehmer in Ostdeutschland zum Beispiel in der Chemieindustrie und im öffentlichen Dienst der Gemeinden.