Jubel in der Luft: Flugzeugbauer und Airlines florieren
Chicago/Oslo/Paris (dpa) - Das Luftfahrtgeschäft boomt wie selten zuvor. Trotz Schuldenkrise, Börsenturbulenzen und neuen Rezessionsängsten lassen sich die Menschen nicht vom Fliegen abhalten.
Die Konzerne freut's: Der Flugzeug-Hersteller Boeing hat im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz eingefahren, die Airlines verdienen Millionen und selbst der Zulieferindustrie geht es prächtig.
Boeing und der europäische Erzrivale Airbus konnten einen neuen Großauftrag verbuchen: Die Billigfluggesellschaft Norwegian bestellt bei den zwei führenden Herstellern insgesamt 222 Maschinen. Den Gesamtwert der Vereinbarungen bezifferte das Unternehmen am Mittwoch auf umgerechnet 16,5 Milliarden Euro (127 Mrd Kronen). „Dieser Auftrag ist der größte, den jemals eine europäische Fluggesellschaft erteilt hat“, sagte Norwegian-Chef Bjørn Kjos.
Für Boeing ging der Umsatz bereits im vergangenen Jahr um 7 Prozent auf 68,7 Milliarden Dollar hoch. Der Gewinn stieg um 36 Prozent auf unterm Strich 4,0 Milliarden Dollar. Boeing habe noch jede Menge Bestellungen in den Büchern stehen, erklärte Konzernchef Jim McNerney am Firmensitz in Chicago. In diesem Jahr strebt er deshalb einen weiteren Umsatzsprung auf bis zu 80 Milliarden Dollar an (61 Mrd Euro). „Wir gehen mit Schwung ins Jahr 2012.“
Auch Airbus hat ein Rekordjahr hinter sich und will nun neue Leute einstellen. Doch warum läuft es so gut? Die Fluggesellschaften hatten sich lange Zeit davor gedrückt, neue Flugzeuge anzuschaffen. In der Wirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009 stornierten sie sogar Aufträge. Das hat dazu geführt, dass die Flotten überaltern. Nun sind auch noch die Spritpreise in die Höhe geschossen und die Umweltauflagen werden schärfer. Damit steigt der Druck, sparsamere Maschine zu bestellen.
Alleine Boeing hat mehr als 3700 Flugzeuge im Wert von 296 Milliarden Dollar in den Büchern stehen. Airbus kommt sogar auf mehr als 4400 Flugzeuge, die nach Listenpreisen 588 Milliarden Dollar kosten. Das bedeutet Arbeit auf Jahre hinaus.
Dass die Flugzeuge benötigt werden, machten die beiden großen US-Fluggesellschaften Delta Air Lines und US Airways deutlich, die ebenfalls am Mittwoch ihre Bilanzen vorlegten. Die Zahlen zeigten, dass sich die Passagiere trotz höherer Ticketpreise nicht vom Fliegen abhalten lassen. Die Nachfrage sei weiterhin stark, sagte US-Airways-Chef Doug Parker, und auch sein Delta-Kollege Richard Anderson zeigte sich fürs laufende Jahr zuversichtlich.
Delta Air Lines schrieb im Gesamtjahr einen Gewinn von 854 Millionen Dollar, die kleinere US Airways kam auf 71 Millionen Dollar. Dabei waren die Kosten für Kerosin um etwa ein Drittel gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Die Fluglinien steuerten mit Preiserhöhungen und Einsparungen erfolgreich dagegen. Die Zahlen waren besonders beeindruckend vor dem Hintergrund der jüngsten Insolvenz des Rivalen American Airlines, der nun einen Neustart versucht.
Auch American Airlines hat eine Großbestellung bei Boeing und Airbus laufen, um die Tankrechnung zu drücken. Moderne Jets versprechen nach Angaben der Weltluftfahrt-Organisation IATA gegenüber der Vorgängergeneration eine Spritersparnis von 20 bis 30 Prozent. Der Auftragsboom schlägt sich bis auf die Zulieferer durch. So verkaufte der US-Mischkonzern United Technologies mehr seiner Pratt-&-Whitney-Triebwerke.
Während die Aktienkurse der Fluggesellschaften durch die Decke gingen, büßte Boeing allerdings um 3 Prozent ein. Denn der Konzern erwartet im laufenden Jahr zwar einen steigenden Umsatz, aber einen sinkenden Gewinn. Grund sind höhere Aufwendungen für die Pensionen der Mitarbeiter. Zudem geht der Ausbau der Produktion ins Geld. Der Airbus-Mutterkonzern EADS gibt seine Geschäftszahlen am 8. März bekannt.