2,518 Millionen ohne Job Juli-Arbeitslosigkeit trotz Sommerflaute auf Rekordtief

Nürnberg (dpa) - Trotz Sommerflaute verzeichnet die Bundesagentur für Arbeit (BA) ein neues Rekordtief bei der Juli-Arbeitslosigkeit.

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Mit 2,518 Millionen sank die Erwerbslosigkeit auf den niedrigsten Juli-Wert seit der Wiedervereinigung, teilte die Bundesbehörde in Nürnberg mit. Das sind saisonbedingt zwar 45 000 Arbeitslose mehr als im Juni, aber 143 000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Punkte auf 5,6 Prozent.

„Die Nachrichten vom Arbeitsmarkt sind positiv: Die Zahl der arbeitslosen Menschen hat im Juli aus jahreszeitlichen Gründen zwar zugenommen, saisonbereinigt gab es aber einen Rückgang“, kommentierte BA-Chef Detlef Scheele die Zahlen. Ohne jahreszeitliche Einflüsse wäre die Zahl der offiziell registrierten Jobsucher im Juli um 9000 gesunken.

In „ausgezeichneter Verfassung und sehr aufnahmefähig“ sieht auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) den deutschen Arbeitsmarkt. „Allein bei der Bundesagentur für Arbeit sind 750 000 offene Stellen gemeldet, das sind 76 000 mehr als vor einem Jahr“, erklärte Nahles am Dienstag in Berlin. Die hohe Zahl unbesetzter Stellen bei rund 2,5 Millionen Arbeitslosen zeige, worum es in den nächsten Jahren gehen müsse: um Qualifizierung.

Zählt man freilich jene Jobsucher hinzu, die derzeit Förderprogramme der Arbeitsagenturen und Jobcenter absolvieren, trübt sich das Bild etwas ein: Dann gab es in Deutschland zuletzt 3,508 Millionen Menschen ohne Arbeit. Fachleute sprechen bei dieser Rechenweise von der sogenannten Unterbeschäftigung.

Scheele zeigt sich dennoch optimistisch, was die weitere Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt angeht: „Ich sehe dieses Jahr keine Trendwende am Arbeitsmarkt“, betonte er und widersprach damit Einschätzungen von Bankenvolkswirten, die in den kommenden Monaten mit einer Abkühlung des Jobmarkts rechnen. Zur Begründung verwies Scheele auf die große Zahl an offenen Stellen und die weiter steigende Zahl der Beschäftigten.

Zuversichtlich stimmte Scheele auch der leichte Rückgang der Langzeitarbeitslosigkeit. Mit 899 000 habe die Zahl der Menschen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, erstmals seit 1998 unter der Marke von 900 000 gelegen. „Das ist keine Trendwende, aber erfreulich, dass es in diesem Bereich langsam runtergeht“, sagte der BA-Chef.

Weiterhin vor hohen Jobhürden stehen die 2015 und 2016 nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge. Viele stecken nach Scheeles Angaben derzeit noch in Sprachkursen und beruflichen Förderprogrammen; daher sei derzeit - vor allem wegen häufig unzureichender Deutschkenntnisse - noch nicht an Jobvermittlungen zu denken. Von den 492 000 als arbeitssuchend registrierten Flüchtlingen absolvierten im Juli knapp 280 000 noch Sprach-, Integrations- und berufliche Förderkurse.

BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker mahnte derweil bei der Arbeitsmarkt-Integration von Flüchtlingen zu Geduld. „Bis ein junger Flüchtling zur Arbeitskraft wird, vergehen fünf bis sechs Jahre“. Trotzdem verzeichnete die Bundesagentur Fortschritte. So verfügten in diesem Jahr 8000 bis 9000 junge Flüchtlinge über so gute Deutschkenntnisse, dass sie sich für eine Berufsausbildung bewerben könnten. Vor einem Jahr seien es nur 3000 gewesen. Auch die Zahl der Flüchtlinge mit einem regulären Job steige.

Wie gut es insgesamt auf dem deutschen Arbeitsmarkt läuft, zeigt nach Bundesagentur-Einschätzung vor allem aber die Zahl der Erwerbstätigen. Diese lag laut Statistischem Bundesamt im Juni mit 44,38 Millionen um 670 000 höher als vor einem Jahr. Die Zahl der regulären Stellen mit Sozialversicherungspflicht lag nach BA-Hochrechnungen im Mai bei 32,14 Millionen; das sind 744 000 mehr als im April. Im Vergleich zum April stieg die Zahl dieser Arbeitsplätze saisonbereinigt um 75 000. Beide Beschäftigtenzahlen werden immer mit ein- bis zweimonatiger Verzögerung geliefert.