„Kanadischer Warren Buffett“ will Blackberry kaufen
Waterloo (dpa) - Neue Hoffnung für den angeschlagenen Smartphone-Pionier Blackberry: Der kanadische Konzern mit dem aus Deutschland stammenden Manager Thorsten Heins an der Spitze hat einen Kaufinteressenten gefunden.
Die Investmentholding Fairfax Financial will Blackberry für 4,7 Milliarden Dollar (3,5 Mrd Euro) schlucken und von der Börse nehmen.
Treibende Kraft hinter der verkündeten Übernahmeofferte ist Prem Watsa, Chef von Fairfax Financial. Der Manager mit indischen Wurzeln wird auch der „kanadische Warren Buffett“ genannt nach dem US-Starinvestor mit dem scheinbar untrüglichen Sinn fürs Geldverdienen.
Die Übernahme ist jedoch noch lange nicht in trockenen Tüchern. Zunächst will die Finanzfirma die Bücher von Blackberry studieren, wofür sie sich sechs Wochen Zeit ausgebeten hat. Bis zum Abschluss einer Übernahme kann auch noch ein anderer Käufer auftauchen. Zunächst unterzeichneten beide Seiten nur eine Absichtserklärung.
Fairfax Financial will 9 Dollar pro Aktie zahlen - das ist die Hälfte dessen, was die Papiere noch zu Jahresbeginn kosteten. Zwischenzeitlich war die Aktie auf gut 6 Dollar abgesackt. Bis kurz vor Börsenschluss stieg der Kurs leicht auf 8,80 Dollar.
Fairfax Financial besitzt bereits rund 10 Prozent an Blackberry. Die Übernahme will die Holding, die ihr Geld vor allem mit Versicherungen verdient, mit Hilfe von Krediten sowie anderen Investoren stemmen. Deren Namen wurden aber nicht genannt. Das „Wall Street Journal“ berichtete unter Berufung auf eingeweihte Personen, dass zwei kanadische Pensionsfonds mitmachen könnten.
Erleichtert würde die Übernahme dadurch, dass Blackberry schuldenfrei ist und zuletzt dank harter Einsparungen immer noch 2,6 Milliarden Dollar auf der hohen Kante hatte.
Blackberry leidet unter den Verkaufserfolgen von Apples iPhone und den Android-Handys etwa von Samsung. Die eigenen Smartphones verkaufen sich dagegen trotz eines neuen, hoffnungsvoll gestarteten Betriebssystems namens Blackberry 10 nur schleppend. Das Unternehmen erwartet deshalb einen Verlust von fast einer Milliarde Dollar für das vergangene Quartal und streicht weitere Jobs, 4500 an der Zahl. Es bleiben damit noch 7000 Mitarbeiter übrig.
Blackberry hatte bereits vor einigen Wochen angekündigt, die Möglichkeit eines Verkaufs auszuloten. „Wir sind der Überzeugung, dass diese Transaktion ein aufregendes neues Kapital in privatem Besitz eröffnen kann“, erklärte Fairfax-Chef Watsa. Er saß als Großaktionär bis vor kurzem selbst im obersten Firmengremium von Blackberry, dem Verwaltungsrat.
Der Rückzug von der Börse würde dem Management mehr Freiheiten bei einem möglichen Umbau eröffnen, weil es dann keine Rücksicht auf die Befindlichkeiten anderer Anteilseigner nehmen müsste. Blackberry will sich vor allem auf Firmenkunden konzentrieren.
Der Smartphone-Hersteller aus Kanada würde damit dem Vorbild des US-amerikanischen PC-Bauers Dell folgen: Gründer Michael Dell kauft den Konzern mit Hilfe eines Finanzinvestors gerade ebenfalls zurück, nimmt ihn von der Börse und baut ihn um. Dell leidet unter den branchenweit schwachen PC-Verkäufen und orientiert sich deshalb in Richtung lukrativer Dienstleistungen für Firmenkunden.