Kartellamt vermisst Wettbewerb im Lebensmittelhandel

Düsseldorf (dpa) - Bei Lebensmitteln galt Deutschland bislang als Billigparadies für Kunden. Der intensive Wettbewerb im Handel, so die verbreitete Überzeugung, sichere den Verbrauchern niedrige Preise.

Nach neuester Einschätzung der Kartellwächter vielleicht ein Irrtum?

Das Bundeskartellamt wünscht sich im Interesse der Verbraucher mehr Wettbewerb im deutschen Lebensmittelhandel. „Wir haben sicher Wettbewerb um solche Produkte, die wir jeden Tag im Supermarkt kaufen: Milch, Joghurt, Butter“, sagte der Präsident der Behörde, Andreas Mundt, dem „Handelsblatt“ (Montagausgabe). „Es gibt aber auch andere Produkte im Sortiment, bei denen wir gewisse Zweifel hegen. Wir haben auch Indikatoren dafür, dass der Wettbewerb nicht generell so lebhaft ist wie wir das bislang alle glaubten.“

Das Bundeskartellamt hatte Mitte Februar angekündigt, die Einkaufsmacht der Lebensmittelriesen ins Visier zu nehmen. Im Fokus der Branchenuntersuchung stehen die Wettbewerbsbedingungen bei der Beschaffung von Nahrungs- und Genussmitteln durch die Unternehmen. Hintergrund ist die zunehmende Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel. Vor gut zehn Jahren hätten sich noch sieben Handelsunternehmen 70 Prozent des Marktes geteilt. „Jetzt haben wir es mit den vier großen Handelskonzernen Edeka, Rewe, der Schwarz-Gruppe (Lidl) und Aldi zu tun, die 85 Prozent der Nachfrage im Lebensmitteleinzelhandel auf sich vereinen.“

Preissenkungsrunden, mit denen Discounter immer wieder werben, liefern nach Mundts Einschätzung möglicherweise einen verzerrten Eindruck. „Den Preisdruck durch Aldi sehen wir auch. Aber eben nur für einige Produkte des täglichen Bedarfs und im Niedrigpreissegment. Aldi hat rund 800 Waren im Sortiment, ein großer Edeka-Markt bis zu 50.000. Da muss man die Preisführerschaft Aldis schon differenziert sehen.“