Katar will EADS-Anteile von Daimler kaufen
Berlin (dpa) - Das Emirat Katar will beim deutsch-französischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS einsteigen. Regierungsmitglieder des arabischen Wüstenstaates trafen sich vorvergangene Woche zu ersten Verhandlungen mit Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), wie Regierungskreise bestätigten.
Zuvor hatte der „Spiegel“ über das Interesse Katars berichtet. Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte der dpa dazu, sie könne sich zu laufenden Gesprächen nicht äußern.
Das Ziel Katars ist laut dem Bericht die Übernahme eines EADS-Anteils von 7,5 Prozent, der bislang dem Automobilkonzern Daimler gehört. Daimler hatte bereits vor Monaten angekündigt, dass es seine Beteiligung von insgesamt 22,5 Prozent der Stimmrechte möglichst bald verkaufen will. Zunächst fand sich jedoch kein Interessent.
Die Bundesregierung vertrat zuletzt die Haltung, dass für den Einstieg nur ein deutscher Investor infrage komme. Das Kanzleramt favorisierte in der Vergangenheit dem Vernehmen nach eine Lösung über die Staatsbank KfW. Zum Interesse Katars hieß es am Sonntag an anderer Stelle in Regierungskreisen, der Einstieg eines Staatsfonds sei „industriepolitisch eher schwer vermittelbar“.
Rösler will laut „Spiegel“ dagegen lieber einen Finanzinvestor als die KfW beteiligen, gern auch aus dem Ausland. Weil EADS nicht nur Airbus-Flugzeuge, sondern auch Rüstungsgüter und Sicherheitstechnik herstellt, gelten für das Unternehmen besondere Regeln. Auch industriepolitisch ist der Konzern, der zuletzt 45,8 Milliarden Euro Jahresumsatz machte, von besonderer Bedeutung. Bei der Macht im Konzern gibt es bislang sorgfältig ausbalancierte Machtverhältnisse zwischen Deutschland und Frankreich.